Eine Tragödie wie jene in Wies, wo in der vergangenen Woche ein psychisch kranker 13-jähriger Hauptschüler seine Klassenkollegin mit einem Fleischmesser niederstach und lebensgefährlich verletzte, ist noch immer die Ausnahme in Österreich. Dennoch kommt es durch Aggressionen immer wieder zu Verletzungen im Klassenzimmer.

Die österreichische Unfallversicherung AUVA bietet deshalb Schulklassen bundesweit ein umfangreiches Paket zum Schwerpunkt "Aggressionsbewältigung in der Schule" an. Im Paket sind ein - von Schülern für Schüler erarbeitetes - Musical, eine CD, ein Video, Poster, ein Comicheft und eine Broschüre für den Lehrer beinhaltet.

"Peer-Mediator"

Ein anderes - von Experten als sehr viel versprechend bewertetes Projekt - ist die Ausbildung von Schülern zum "Peer-Mediator". Den Jugendlichen werden emotionale Fertigkeiten im Bereich der Kommunikation und dem Lösen von Konflikten beigebracht. In Theorie und Praxis werden etwa das Erkennen und Ausdrücken von Gefühlen, Mitgefühl und das Anbieten von Hilfe geschult. Einsetzen sollen sie diese Fertigkeiten dann bei Streit zwischen Altersgenossen.

Die Schulungen entstanden auf der Basis einer Studie der Abteilung für Angewandte und Klinische Psychologie der Universität Wien, im Zuge derer Schüler, Lehrer und Direktoren befragt wurden. Die Ergebnisse zeigten einen signifikanten Zusammenhang zwischen einem schlechten Klassenklima, einem mangelndem Vertrauensverhältnis zwischen Schülern und Lehrern und einem dementsprechend hohen Aggressionspotenzial in der Schule. Umgekehrt seien Klassen ohne Aggressionsprobleme durch gute Klassengemeinschaft, gute Lehrer-Schüler-Beziehungen und positive Konfliktlösungsmuster gekennzeichnet.

Untypischer Tatort

Die Hauptschule in der kleinen weststeirischen Marktgemeinde Wies dürfte demnach ein völlig untypischer Schauplatz für eine so dramatische Gewalttat gewesen sein: Ihr wird von Schülern, Lehrern und Eltern ein sehr gutes, aufgeschlossenes Klima attestiert. (Colette M. Schmidt/DER STANDARD; Printausgabe, 19.4.2004)