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Das Gruppenbild der neuen spanischen Regierung
Foto: APa/epa/Alberto Martin
Madrid - Ganz ernst nahmen die SpanierInnen die Ankündigung des spanischen Sozialisten José Luis Rodríguez Zapatero am Weltfrauentag nicht, dass seiner Regierung ebenso viele Frauen angehören werden wie Männer. In Spanien herrschte Wahlkampf, und ein Sieg der Sozialistischen Partei schien ausgeschlossen. Aber Zapatero gewann überraschend die Wahlen und hielt Wort.

Die neue spanische Regierung, die am Sonntag ihr Amt antrat, besteht aus jeweils acht Ministern und Ministerinnen. So etwas hat es in der spanischen Geschichte noch nie gegeben. Spanien schließt damit zu Schweden auf, das beim Frauenanteil in der Regierung weltweit zu den führenden Staaten gehört. Die SpanierInnen übertreffen sogar Länder wie Dänemark oder Norwegen, die sich seit Jahren für Geschlechterparität in politischen Ämtern einsetzen.

Mit der Juristin María Teresa Fernández de la Vega wird erstmals in Spaniens Geschichte eine Frau die Stellvertreterin des Regierungschefs. De la Vega wird außerdem das Amt des Regierungschefs leiten. Die paritätische Besetzung des Kabinetts bedeutet einen enormen Sprung nach vorn für Rechte der spanischen Frauen. Vor 30 Jahren, als in Spanien noch die Franco-Diktatur (1939- 1975) herrschte, waren die Spanierinnen praktisch entrechtet und in fast allen Bereichen der Gesellschaft dem Mann unterworfen.

Scheidung erst 1981 eingeführt

Erst 1981 wurde die Möglichkeit der Ehescheidung eingeführt, was als eine der ersten Errungenschaften der Demokratie gefeiert wurde. Die Politik galt allerdings auch damals noch als "reine Männersache". Die Spanierinnen mussten bis 1988 darauf warten, dass erstmals Frauen dauerhaft ins Kabinett berufen wurden. Bis in die 90er Jahre überschritt der Anteil der weibliche Abgeordneten in den Parlamenten kaum die Sechs-Prozent-Marke.

Erst in den letzten Jahren setzte ein Umdenken ein - nicht nur bei den Linken, sondern auch bei den Konservativen. José María Aznar berief nach seiner Wahl 1996 zum Regierungschef zur allgemeinen Überraschung vier Frauen ins Kabinett. Bei den Wahlen vor gut einem Monat zogen 126 Kandidatinnen ins Parlament ein. Damit beträgt der Frauenanteil jetzt 36 Prozent, mehr als je zuvor.

Mangelnde Familienunterstützung

Allerdings weist Spanien bei den Frauenrechten eine Reihe von Defiziten auf. Der Staat gewährt für Familien weniger Hilfen als die meisten anderen EU-Länder. Dies hat für die Frauen eine Doppelbelastung von Arbeit und Haushalt zur Folge. "Die Spanierinnen sind die am stärksten gestressten Frauen in Europa", schreibt das Magazin "Tiempo".

Gewalt gegen Frauen

Die Diskriminierung von Frauen bei den Löhnen ist stärker ausgeprägt als in anderen EU-Staaten. 28 Prozent der Spanierinnen werden trotz gleicher Arbeit schlechter bezahlt als Männer. Ein Dauerproblem ist die Gewalt gegen Frauen. 2003 wurden über 80 Spanierinnen von ihren Ehemännern oder Partnern ermordet. Dieses Themas will sich die Zapatero-Regierung gleich in ihrem ersten Gesetzesvorhaben annehmen.

Änderung in der Thronfolge

Zapatero kündigte weiters an, es werde bei der Thronfolge zu einer Gleichstellung von Frauen und Männern kommen. Eine entsprechende Verfassungsänderung sei in Planung. Nach Ansicht von Zapatero widerspricht die Bevorzugung der Männer dem Prinzip der Gleichberechtigung.

Die Reform soll allerdings noch nicht für Kronprinz Felipe gelten. Nach bisherigem Recht ist Felipe Thronfolger, obwohl er jünger als seine Schwestern Elena und Cristina ist. Die Gleichstellung soll erst für die Kinder von Felipe und dessen künftiger Frau Letizia Ortiz gelten. Das Paar heiratet am 22. Mai. (APA/dpa/red)