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EPA / Joseph Barrak
Mike Cameron, Schüler an der Greenbrier High School im Bundesstaat Georgia, USA, wurde im März 1998 zu einer Ikone der amerikanischen Werbung. Er hatte sich mit seinen Mitschülern, die wie er Coca-Cola-Hemden trugen, zum Gruppenfoto aufgestellt. Kurz bevor der Fotograf auf den Auslöser drückte, riss sich der Schüler das Coke-Shirt vom Leib und stand im Pepsi-Leibchen da. Nicht nur das Foto, sondern auch die Laune des Schuldirektors waren verdorben, und Mike Cameron wurde vom Unterricht suspendiert.

Die Nervosität des Direktors war nicht unbegründet: Die Greenbrier High School hatte gerade einen lukrativen Sponsoringvertrag mit Coca-Cola abgeschlossen. Der Getränkekonzern zahlte für die Schulausstattung und durfte dafür dort exklusiv seine Getränke vermarkten, Plakate auf dem Schulgelände aufhängen und Schule wie Schüler als Werbeträger nutzen.

Vorreiter USA

In den USA ist dieses sogenannte "Public-Private-Partnership" längst an der Tagesordnung. Der Grund ist chronischer Geldmangel im Bildungswesen. Die Schulen werden überwiegend aus den Gemeindekassen finanziert, und wo die leer sind, fehlen die Mittel für Investitionen. Mit der Aussicht auf eine neue Turnhalle, eine schöne Aula oder die Ausstattung der Klassenzimmer mit Computern sind fast alle Schulen zu einer Werbepartnerschaft bereit.

In Europa war man bislang noch skeptisch, was das Sponsoring durch private Firmen angeht. Da aber auch bei uns der Geldmangel im Bildungssystem immer gravierender wird, hält die Werbung auch in österreichische Schulen Einzug. Schon 1996 wurde durch eine Änderung des Schulorganisationsgesetzes die rechtliche Grundlage fürs Schulsponsoring geschaffen.

Werbeträger Schule

Nachdem sich viele Schulen entschieden hatten, Plakatwerbung in ihren Räumlichkeiten zu erlauben, startete die Firma Advisions im November 2003 an 50 AHS, BHS und HTL ein neues Projekt. Videoscreens für "Info und Edutainment" wurden an zentralen Plätzen, wie beispielsweise der Aula, installiert. Auf den Screens läuft ein acht- bis zehnminütigen Sendeblock, der sich in einer Endlosschleife zwischen sieben und siebzehn Uhr auf einem rund 1,5 mal zwei Meter großen Bildschirm wiederholt. Neben kurzen redaktionellen Beiträgen ist am Bildschirm vor allem Werbung zu sehen. Fastfood, Softdrinks, Handys, Kleidung: Die Zielgruppe bekommt alles serviert, was gerade in ist.

Für die Schulen, die mittels Sponsoring Geld für neue Investitionen lukrieren, ein Geschäft ohne Nebenwirkungen. Wie sich die Dauerberieselung aufs Konzentrationsvermögen der Schüler auswirkt, ist hingegen noch nicht erforscht. Psychologen sprechen aber bereits von einem Missbrauch der Unterrichtspausen, die nicht als Werbeblöcke, sondern zur Entspannung dienen sollten. (az)