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Als Herausgeber, nicht aber als Privatperson von der herben Kritik seines Mitgesellschafters und von Hans Rauscher betroffen, sagt die Richterin: "Krone"-Chef Hans Dichand.

Foto: REUTERS/Leonhard Foeger

Catos Reaktion auf das Gerichtsurteil, erschienen am 23. Arpil in der "Krone"

Herausgeber und Kläger Hans Dichand persönlich erschien Donnerstag im engen Saal 208 des Landesgerichts für Strafsachen. Seite an Seite mit Anwalt Michael Rami, dessen ebenfalls für die "Krone" aktive Kanzleikollegin Huberta Gheneff im Publikum. Das Lächeln des 83-Jährigen wurde gegen Ende der einstündigen Verhandlung rarer.

Denn: "Der Wahrheitsbeweis ist geglückt": Die Richterin wies eine Klage Dichands gegen den STANDARD ab. Der Anlass: Hans Rauscher schrieb Erich Schumann das Zitat zu, die "Krone" transportiere "antisemitische und rassistische" Untertöne. Schumann ist Gesellschafter und Manager der deutschen WAZ-Gruppe, die wie Dichand 50 Prozent an der "Krone" hält.

Rauscher ist dabei "ein Fehler unterlaufen", wie er Donnerstag vor Gericht einräumte. In "News" sprach Schumann im Jänner davor nämlich von "argen nationalistischen oder antisemitischen Tönen". Zweimal zitierte Rauscher das korrekt, im August dann "aus dem Gedächtnis" und mit "rassistisch" statt "nationalistisch". Aus langjähriger Beobachtung stehe er aber hinter allen drei Befunden.

Die Richterin offenbar auch. Um ihre Entscheidung zu illustrieren, zitierte sie aus der knapp 60-seitigen Dokumentation Rauschers von einschlägigen "Krone"-Inhalten, die STANDARD-Anwältin Maria Windhager vorlegte.

Wolf Martin zum Beispiel:

Wenn Afrikaner, wie wir hören,/
sich bei Europa nun beschweren,/
dass sie daheim nur Kriege hätten,/
woraus nur Flucht sie könne retten,/
so sei geraten den Gesellen,/
die Kriege eben einzustellen./
Und glaubt nur nicht, Europa wäre/
stets schuld an jeglicher Misere!/
Der Schwarze Kontinent ist reich,/
nur Fleiß und Disziplin fehlt euch!/
Europa hats aus eigner Kraft/
und nicht durch Bettelei geschafft!/

Oder auch:

Ein jeder Mensch, sofern integer,/
sagt heute "Schwarzer" und nicht "Neger"./
Und dennoch heißen Staaten ja/
auch "Niger" und "Nigeria"./
Die Schwarzen, die sie selbst so nennen/
- ob sie mir dies erklären können?

Erklären kann das zum Beispiel etymologie.info, wonach Niger sich aus "ghern-ghreren" (Fluss unter Flüssen") ableitet. Aber zurück zur "Krone"-Lesung von Richterin Frohner.

"Staberl" Richard Nimmerrichters "Spiel mit Namen" im Zuge des Wirbels um die Wehrmachtsvergangenheit von Präsident Kurt Waldheim ist für sie "eine klassische Methode, antisemitische Emotionen anzusprechen". Nimmerrichter kam von Abraham Rosenthal, einem Journalisten der New York Times, zu "Rosenberg" und Rosenbaum".

Geklagt hat "Krone"-Herausgeber Hans Dichand nicht nur den STANDARD, sondern auch seinen Mitgesellschafter Erich Schumann. Auch hier war ihm in erster Instanz kein Erfolg beschieden: Weil das Originalzitat Schumanns aus dem Jänner 2003 stammt und dokumentiert sei, dass Dichand es kannte, sei die Frist zur Klage abgelaufen.

Dichands Anwalt Michael Rami bot zuvor noch an, den Teil der Klage gegen Schumann zurückzuziehen, weil dessen Zitat ja nicht wortwörtlich wiedergegeben wurde. Seine Bedingung: WAZ-Chef Schumann müsse Dichand schriftlich geben, dass er "weder Hans Dichand noch die Neue Kronen Zeitung für antisemitisch oder rassistisch hält". Knappe Antwort von Schumanns Anwalt Daniel Charim: "Nein."

Die WAZ versucht Dichand wie berichtet von einem Schiedsgericht als Hauptgeschäftsführer absetzen zulassen. Die Entscheidung vom Donnerstag könnte dabei noch eine Rolle spielen. (Harald Fidler/DER STANDARD, Printausgabe, 23.4.2004)