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Der Krater am Bahnhof von Ryongchon

Foto: Reuters/Xinhua
Dandong/Pjöngjang - Nach der Zugexplosion in Nordkorea haben internationale Helfer ein Bild der Verwüstung vom Katastrophenort beschrieben. Die Stadt Ryongchon wurde nach Berichten von UN-Beobachtern zu 40 Prozent zerstört. Drei Tage nach dem Unglück stieg die Zahl der Toten auf 161. Unter ihnen sind mindestens 76 Kinder einer völlig zerstörten Grundschule, die 300 Meter vom Ort der Explosion entfernt war.

Die Zerstörungen erstreckten sich über einen Umkreis von fast vier Kilometern, wie Rot-Kreuz-Mitarbeiter Jay Matta berichtete. "Es wurden sehr große Krater in den Boden gerissen." Hunderte Gebäude seien dem Erdboden gleich gemacht oder lägen in Schutt und Asche, Tausende Häuser seien beschädigt worden. Der Bahnhof von Ryongchon wurde völlig zerstört.

10.000 Menschen obdachlos

Nach Informationen der Deutschen Welthungerhilfe wurden etwa 10.000 Menschen obdachlos. Sie wurden zum größten Teil von anderen Familien aufgenommen, wie Rot-Kreuz-Sprecher John Sparrow mitteilte. Die rund 1.300 Verletzten wurden in die Nachbarstadt Sinuiju gebracht. Dort traf am Sonntag eine Lieferung mit 2.000 Decken und 300 Zelten aus China ein, wie die Nachrichtenagentur Xinhua meldete.

Die Explosion wurde nach offiziellen Angaben Nordkoreas von einem elektrischen Kontakt beim Rangieren von Eisenbahnwaggons ausgelöst, die zum Teil mit dem Düngemittel Ammoniumnitrat beladen waren. Als Unglücksursache wurden Fahrlässigkeit und menschliches Versagen genannt. Xinhua berichtete unter Berufung auf einen nordkoreanischen Beamten, beim Zusammenstoß zweier Güterzüge sei eine Oberleitung herabgestürzt. Dies habe eine Ölladung zum Brennen und das Ammoniumnitrat zur Explosion gebracht.

Großer Feuerball

Chinesische Augenzeugen jenseits der knapp 20 Kilometer entfernten Grenze berichteten über einen großen Feuerball. Anschließend sei eine pilzförmige Rauchsäule wie nach einer Atomexplosion aufgestiegen. Die Anrainer hätten große Angst gehabt. Die Krankenhäuser in der Grenzstadt Dandong hielten sich weiter für die Behandlung von Verletzten bereit.

Nordkorea dankte der internationalen Gemeinschaft für die angebotene Unterstützung. In einem bisher beispiellosen Aufruf hatte die kommunistische Regierung zuvor offiziell um Hilfe gebeten, wie UN-Sprecher Fred Eckhard bestätigte. Ein Treffen von mehreren Hilfsorganisationen in Pjöngjang habe ergeben, dass die Katastrophen-Soforthilfe keinen Nachschub von Gütern aus dem Ausland benötige, sagte Rot-Kreuz-Sprecher Sparrow. Allerdings müssten die bestehenden Lager mit Hilfsgütern danach wieder aufgestockt werden.

Internationale Hilfslieferungen

Die nordkoreanischen Behörden informierten unterdessen erstmals die Bevölkerung über die internationalen Hilfslieferungen für den Unglücksort. Über die staatlich kontrollierten Medien hätten die Nordkoreaner am Sonntag erstmals von Maßnahmen anderer Länder und internationaler Organisationen erfahren, berichtete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap. Die Hilfsgüter würden in Ryongchon eintreffen, habe die zentrale nordkoreanische Rundfunkstation berichtet.

Das Rote Kreuz stellte Zelte und Decken für rund 4.000 Familien zur Verfügung. Die Europäische Union sagte 200.000 Euro zu. Auch Russland bereitete die Entsendung von Hilfsgütern vor. Südkorea will nach Angaben aus Seoul Medikamente, Lebensmittel und andere Hilfsgüter im Wert von umgerechnet einer Million Dollar zur Verfügung zu stellen. (APA)