Berlin - Öffentliche Auftritte meidet der Kandidat der Union für die Bundespräsidentenwahl in Deutschland, Horst Köhler. Die CDU-Parteiführung, die ihm Pressesprecher zur Seite gestellt hat, legte ihrem Kandidaten nach verbalen Ausrutschern wie seinem Credo für "eine Kanzlerin Angela Merkel" nahe, sich lieber auf Besuche von Wahlleuten zu beschränken, zumal in Deutschland der Bundespräsident am 23. Mai von der Bundesversammlung und nicht direkt gewählt wird.

Dennoch macht der aussichtsreichste Kandidat für die Nachfolge von Johannes Rau weiter von sich reden. Bei seiner Vorstellung vor nordrhein-westfälischen Politikern vergangenen Donnerstag habe Köhler den USA "schwere Fehler" in Irak und Arroganz vorgeworfen, berichtet die Bild am Sonntag.

Köhler widerspricht damit der Parteilinie der CDU, die den Kurs der USA unterstützt. Dass ausgerechnet ihr Kandidat fürs höchste Staatsamt gegen die USA poltert, betrachten führende CDU-Politiker mit Sorge.

Hinter vorgehaltener Hand wird die Frage gestellt, ob die Nominierung des früheren Chefs des Internationalen Währungsfonds (IWF), der nie Politiker war, eine kluge Wahl war. (afs, DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 26.4.2004)