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Ein Plastik-Gendarm mit Laserpistole auf der Südautobahn soll vorbeifahrende Autofahrer zum Einhalten der Geschwindigkeitsbegrenzung veranlassen

Foto: APA/Eggenberger
Wien - Die Österreicher geben offenbar nicht sehr viel auf Geschwindigkeitsbegrenzungen. Vor allem niedrige Limits im Ortsgebiet werden gerne ignoriert, wie die Messungen des Kuratoriums für Verkehrssicherheit ergaben. Rund 82 Prozent haben dabei Tempo 30 und 40 hinter sich gelassen. Direktor Othmar Thann kritisierte "sehr hohe Toleranzen bei der Bestrafung" und fehlende einheitliche Strafausmaße.

Nicht viel besser sieht es bei der 50 km/h-Beschränkung aus: Fast zwei Drittel sind auch hier schneller, ergeben die Messungen. Gerade die Überschreitung der niedrigen Limits ist das Problem, ist man beim KfV überzeugt. Die breite Einhaltung der Limits im Ortsgebiet berge ein enormes Potenzial, Unfälle und Todesopfer zu senken, heißt es im Text zur Unfallstatistik 2003.

Technische Toleranz

Thann sieht das Problem bei den Kontrollen: Gilt etwa Tempo 50, werden zehn Prozent technische Toleranz eingerechnet, die mögliche Ungenauigkeiten des Messgerätes ausgleichen sollen, sagte er. Sprich: Gestraft wird frühestens, wenn das Messgerät der Exekutive Tempo 55 anzeigt.

Zu dieser technisch notwendigen Regel komme noch die "individuelle Toleranz". Diese "Tradition" ist auch der Kern von Thanns Kritik: Denn die von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich gehandhabte Praxis lässt das straffreie Tempo deutlich ansteigen, sagte er: "Dann sind wir bei 60, 65 oder in einigen Fällen sogar 70 km/h." Bei Tempo 30 könne dies auf 50 hinauslaufen.

Raser auf der Autobahn

Auch auf den Autobahnen geben die Österreicher gerne mehr Gas, als per Gesetz erlaubt wäre. 24 Prozent fahren hier schneller. Hier können sie ebenfalls oft mit milden Hütern des Gesetzes rechnen, so Thann: Mit der eingerechneten technischen Toleranz könnte bereits ab etwa 140 km/h ein Bußgeld verhängt werden. Die Praxis sehe jedoch auch hier oft anders aus: "Ab 150 wird dann erst tatsächlich gestraft." Im Auto selbst wird noch dazu oft ein noch höheres Tempo angezeigt, denn die Tachometer zeigen meist mehr an, als tatsächlich gefahren wird. "Da bin ich auf der Anzeige schon bei 158 km/h, wo es brisant wird", so Thann. Werden die Schnellfahrer erwischt, dürfen sie wahrscheinlich mit der Mindeststrafe rechnen, sagte er. Diese liege bei rund 25 Euro.

Neben der individuellen Toleranz kritisierte er auch die von Bundesland zu Bundesland unterschiedlichen Strafsätze: "Beim Schnellfahren auf der A1 ist es gleichgültig, ob ich das in Wien, in Niederösterreich oder in Salzburg mache." Hier müsse einen einheitlicher Strafenkatalog angelegt werden, forderte Thann.

Die in der KfV-Statistik durchschnittlich am höchsten überschrittene km/h-Grenze war das Tempo 40-Limit. Die Durchschnittsgeschwindigkeit aller gemessenen Fahrzeuge betrug hier 55,5 km/h. Tempo 30 wurde durchschnittlich um 6,6 km/h überschritten. Das KfV hat insgesamt 175 Messungen durchgeführt. Dabei wurden rund 51.000 Fahrzeuge gemessen.(APA)