Mehr als ein Viertel der Investitionen im Ausland gehen auf das Konto heimischer Banken - wie etwa das Engagement der Erste Bank bei der tschechischen Ceska Sporitelna.

ceska sporitelna
Wien - Die Direktinvestitionen österreichischer Investoren im Ausland (FDI) erreichten 2003 nach einem starken vierten Quartal einen neuen Rekordwert.

Nach vorläufigen Zahlen der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) wurde mit einem Volumen von rund 6,3 (2002: 5,6) Mrd. Euro an neu investiertem Kapital der bisherige Spitzenwert aus dem Jahr 2000 von 6,2 Mrd. Euro leicht übertroffen.

Die Investitionen von Ausländern in Österreich erreichten mit 6,1 nach 1,0 Mrd. Euro das dritthöchste Ergebnis seit 1995.

Heimischen Bruttoinvestitionen im Ausland von 6,27 Mrd. Euro an Eigenkapital standen Desinvestitionen von 1,65 Mrd. Euro gegenüber. Angesichts moderater Gewinnausschüttungen blieben auch die reinvestierten Gewinne mit 1,13 Mrd. Euro hoch. Konzerninterne Kreditbeziehungen trugen 518 Mio. Euro bei.

Mit 3 Mrd. Euro besonders hoch war das Ausmaß an Direktinvestitionen in den zehn EU-Beitrittsländern. Das Interesse konzentrierte sich dabei auf Ungarn und Polen, wo mit Investitionen von jeweils rund 1 Mrd. Euro Rekordsummen investiert wurden, sowie auf Malta. Dagegen gab es in der Tschechischen Republik, einem bevorzugten Ziel der letzten Jahre, per Saldo keine neuen Investitionen.

Geringeres Engagement in Südosteuropa

Etwas nachgelassen hat im abgelaufenen Jahr das Neu-Engagement österreichischer Investoren in Südosteuropa. Größere Investitionen gab es nur in Kroatien (370 Mio. Euro), während aus Bulgarien sogar Kapital abgezogen wurde.

Relativ hoch waren dafür die Investitionen in der EU, vor allem in Deutschland (790 Mio. Euro) und in Dänemark (590 Mio. Euro). Außerhalb Europas haben Investoren deutlich weniger als 10 Prozent, nämlich nur 470 Mio. Euro in Firmenbeteiligungen veranlagt, so etwa in den USA, in Australien, in Asien und in der Karibik.

Mehr als ein Viertel der Direktinvestitionen durch Banken

Das verstärkte Engagement der heimischen Banken war 2003 für mehr als ein Viertel der Direktinvestitionen verantwortlich. Daneben traten zunehmend Holdinggesellschaften in Erscheinung, etwa in der Art, dass ausländische Investoren über ihre österreichischen Brückenköpfe Mittel in Drittländer investieren, was zu Direktinvestitionen in beiden Richtungen führte, so die OeNB weiter.

Insgesamt haben mehr als 230 Firmen ihre Direktinvestitionen in 60 verschiedenen Ländern durch Kapitalzufuhr von mindestens 1 Million Euro ausgeweitet, darunter Investoren aus den Branchen Handel, Erdöl/Chemie, Baustoffe, Telekommunikation und Versicherungen.

Ausland investierte in Österreich wieder stärker

Die Investitionen von ausländischen Investoren in Österreich erreichten im Vorjahr mit 6,1 Mrd. Euro nach 1,0 Mrd. Euro das dritthöchste Jahresergebnis. Spitzenjahr blieb das Jahr 2000 mit einem passiven Direktinvestitionsvolumen von 9,6 Mrd. Euro vor 2001 mit 6,6 Mrd. Euro.

Der tiefe Einbruch im Jahr 2002 ist laut OeNB "nur ein Ausreißer" in Folge einzelner Desinvestitionen und keineswegs ein Indiz für eine schwindende Attraktivität des Standorts Österreich.

Die jüngst beschlossene Senkung der Körperschaftssteuer und die neuen Vorschriften zur Gruppenbesteuerung dürften dazu beitragen, die Position Österreichs weiter zu festigen, so die OeNB.

Hoher Liegenschaftserwerb

Einem Eigenkapitalzustrom von 4,42 Mrd. Euro standen 2003 Desinvestitionen von 690 Mio. Euro gegenüber. Ungewöhnlich hoch war im abgelaufenen Jahr das Ausmaß des Liegenschaftserwerbs durch Ausländer, der einen Umfang von 850 Mio. Euro erreichte. Die vorläufige Schätzung der reinvestierten Gewinne beträgt 2,32 Mrd. Euro, die konzerninternen Kreditbewegungen waren nahezu ausgeglichen.

Die Regionalstruktur der Direktinvestitionszuflüsse entspricht dem langjährigen Muster: Die wichtigsten Investoren, mit einem gemeinsamen Anteil von über 85 Prozent, blieben Deutschland (2,6 Mrd. Euro), das fast immer den ersten Platz einnimmt, die Niederlande (1,3 Mrd. Euro) als Sitzland zahlreicher Holdinggesellschaften, die USA (820 Mio. Euro) als weltweit führender Investor und die Schweiz (540 Mio. Euro). Mit sehr geringen Beträgen (28 Mio. Euro) haben aber beispielsweise auch die Beitrittsländer in Österreich investiert.

BBAG/Brau größte Einzelinvestition

Die größte Investition des Auslands in Österreich war 2003 die Übernahme des BBAG/Brau Union-Konzerns durch die niederländische Heineken-Gruppe, ein Vorgang der sich bis in das Jahr 2004 erstreckt. Daneben konzentrieren sich die Engagements sehr stark auf den Dienstleistungsbereich, etwa den Finanzsektor, den IT-Bereich, auf Verlage und diverse unternehmensnahe Dienstleistungen. (APA)