Wien - Für Forschung zur sogenannten "Leichenfauna" hat der Biologe und Mediziner Martin Grassberger vom Institut für Gerichtliche Medizin Wien (Vorstand Univ.-Prof. Dr. Manfred Hochmeister) eine Auszeichnung bekommen: Der Wiener erhielt den Wissenschaftlichen Förderungspreis der Österreichischen Entomologischen Gesellschaft (ÖEG), der für "hervorragende Arbeiten auf dem Gebiet der Insekten und terrestrischen Arthropoden" verliehen wird. Das teilte das Institut für Gerichtsmedizin am Montag mit.

Forensische Biologie

Grassberger hat in den vergangenen fünf Jahren intensiv auf dem Gebiet der Forensischen Insektenkunde (Forensische Entomologie, Anm.) geforscht, einem Fachgebiet der Forensischen Biologie, auch Kriminal-Biologie genannt: "Um auf diesem Gebiet erfolgreich zu sein, muss man interdisziplinär arbeiten und vernetzt denken."

Nach Meinung des Mediziners liegt die Zukunft der Forensischen Wissenschaften in der fachübergreifenden Kooperation von Gerichtsmedizinern, Kriminologen und Biologen der unterschiedlichsten Fachrichtungen. Er folgt damit wie die US-Polizeibehörde FBI dem internationalen Trend, der steigenden Kriminalitätsrate wissenschaftlich zu Leibe zu rücken.

Leichenfauna

Insekten, die größte Gruppe aller Lebewesen, sind an fast jedem Leichenfundort anzutreffen und können häufig mit kriminologischen Fragestellungen assoziiert werden. Die Kenntnis der Dauer der verschiedenen Entwicklungsstadien von leichenassoziierten Insekten - dabei handelt es sich hauptsächlich um Fliegenmaden - ermöglicht eine sehr zuverlässige Einschätzung der Leichenliegezeit, vorausgesetzt der Temperaturverlauf am Auffindungsort kann ermittelt werden.

Am Institut für Gerichtliche Medizin Wien sind Projekte zum Aufbau eines Fachbereichs Forensische Wissenschaften angelaufen. Zu den Kernbereichen zählen die Fächer Anthropologie, Botanik, Entomologie und die relativ junge Disziplin der Blutspurenanalyse, die zum Beispiel in der Causa O.J. Simpson eine entscheidende Rolle spielte. (APA)