358 schwule, lesbische und bisexuelle erwachsene Österreicherinnen und Österreicher hat Martin Plöderl im Rahmen seiner Dissertation befragt, den größten Teil davon in Salzburg, Oberösterreich und der Steiermark. Dabei zeigte sich, dass diese Menschen eklatant häufiger depressiv sind, an Selbstmord denken, einen solchen planen oder eben auch versuchen. Bei der sehr vorsichtigen Schätzung, dass sechs Prozent der Bevölkerung gleichgeschlechtlich veranlagt sind (die Angaben reichen von fünf bis 15 Prozent), würden 30 Prozent der Suizid-Versuche auf das Konto dieser Gruppe gehen, so Studienautor Plöderl. Das heißt, das Selbstmordrisiko sei etwa sieben Mal so hoch wie bei Heterosexuellen.
Risikofaktoren
Was sind nun die Gründe? Es seien deutlich mehr Risikofaktoren festzustellen, so Plöderl. Homo- und Bisexuelle hätten eine geringere soziale Unterstützung, vor allem durch die eigenen Eltern: 30 Prozent der Väter und 20 Prozent der Mütter seien zum Zeitpunkt der Befragung noch immer sehr negativ oder negativ zur Homosexualität ihres Kindes eingestellt gewesen. Dazu kämen die schwierige persönliche Einstellung zur eigenen Homosexualität, Hoffnungslosigkeit, ein geringeres Selbstwertgefühl und häufigere Suizidversuche im Bekanntenkreis als weitere Risikofaktoren.
"Handlungsbedarf ist gegeben", resümierte der Autor. So gelte es, Institutionen im Gesundheitsbereich auf die Bedürfnisse homo- und bisexueller Menschen besser vorzubereiten. Das Bewusstsein in der gesamten Bevölkerung müsse noch verbessert werden, erst dann sei auch in den Familien ein Umdenken möglich. Der Gesetzgeber könnte hier wichtige Impulse geben, so Plöderl.