Bruno Aigner, Fischers treuer Schatten

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Wien - Als der designierte Bundespräsident Heinz Fischer Dienstagvormittag erstmals nach seiner Kür zum nächsten Staatsoberhaupt seinen künftigen Arbeitsplatz, die Hofburg, betrat, war er an seiner Seite: Bruno Aigner (62), sein langjähriger Sekretär. Seit 27 Jahren bereits ist Aigner Sprecher des SPÖ-Politikers - unkonventionell, dennoch immer äußerst korrekt. Ein Alt-68-er, der sich in Pressekonferenzen als "Querdenker" schon auch einmal pointierter und direkter zur Tagespolitik äußert, als dies sein Chef tut - dabei aber stets betont, das sei nun seine persönliche Meinung und habe nichts mit der Linie Fischers zu tun.

Bruno Aigner wurde am 9. März 1942 in Waidhofen an der Ybbs geboren. Die Matura bestand er mit Auszeichnung, danach studierte er Politikwissenschaften und Publizistik. Jobs wie Ski-Lehrer oder Kellner tauschte er irgendwann gegen das Journalisten-Dasein ein, dabei verschlug es ihn kurzfristig auch in die USA. Seit 1977 ist Aigner Sekretär bei Fischer - der eigenen Politkarriere standen stets die der Parteispitze zu rebellischen Ansichten und Äußerungen Aigners im Weg. Drei Mal kandidierte Aigner zwar für den Nationalrat, doch stets auf aussichtslosen Listenplätzen.

Aigner kritisierte das Zusperren der Arbeiterzeitung "AZ" ebenso massiv wie das sukzessive Beschneiden der Neutralität. Und hatte auch immer ein scharfes Wort zur Hand, wenn es um Einschränkungen des Sozialstaates ging. Noch bevor die SPÖ der schwarz-blauen Regierung soziale Kälte vorwar, ortete Aigner diese in den eigenen Reihen.

So sehr Aigner jedoch persönlich als Revoluzzer auftrat, so loyal zeigte er sich stets gegenüber Fischer. Nun wird er mit Fischer in die Hofburg einziehen - und besichtigte dazu am Dienstag, während der künftige Präsident mit dem noch amtierenden Thomas Klestil konferierte, schon einmal die künftigen Arbeits-Räumlichkeiten. Auch wenn noch nichts offiziell gemacht wurde - es ist davon auszugehen, dass Aigner auch in der Hofburg die Sprecher-Rolle Fischers wahrnehmen wird.

Wird er dabei eine Krawatte tragen oder nicht? Das war ein häufiges Tratsch-Themen unter Journalisten in den vergangenen Tagen. Denn Aigner gilt als notorischer Krawatten-Verweigerer, fühlt sich am wohlsten in Jeans. Am Dienstag blieb er diesen Gewohnheiten treu: Aigner erschien in schwarzen Jeans und Blazer, dazu trug er allerdings einen Schal.

Auch privat ist Aigner nicht den direkten Weg gegangen - und hat sich für eine Beziehung über die Parteigrenzen hinweg und eine späte Vaterschaft entschieden. Die Wahl fiel auf die Grüne Menschenrechts- und Minderheitensprecherin Terezija Stoisits. Der gemeinsame Sohn Philipp Andreas kam im Dezember 1996 zur Welt. Das Paar ist nicht verheiratet. (APA)