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STANDARD: Wie laufen die Geschäfte heuer?

Jurij Schollmayer: Es geht. Sagen wir: den Marktverhältnissen entsprechend erwartungsgemäß. Es gibt, nach den Rückgängen im Vorjahr zwischen 15 und 20 Prozent, heuer keine weiteren Verschlechterungen. Aber auch keine Verbesserungen. Man sieht Bereiche, die besser abschneiden, wie die Computer, und auch Bereiche, die schlechter sind, wie die Tonträger - dort haben wir wahrscheinlich wieder 15 bis 20 Prozent Minus. DVDs und Spiele haben aber hohe Steigerungen.

STANDARD: Wie sind Sie mit dem Standort Kärntnerstraße, Steffl, zufrieden?

Schollmayer: Die ersten Monate waren sehr gut. Nachher haben wir den heißen Sommer zu spüren bekommen. Jetzt geht's wieder bergauf. Wir sind ein bisschen hinter den Erwartungen. Aber es ist nicht so, wie viele vermutet haben, dass der Standort total unbrauchbar ist. Davon sind wir weit weg.

STANDARD: Aber optimal dürfte es noch nicht laufen?

Schollmayer: Wir haben noch nicht alles erreicht, was geplant war. Wir wünschen uns vor allem eine neue, wesentlich attraktivere Fassade. Angeblich kommt eine solche bis Weihnachten. Sie wissen, es hat Probleme gegeben. Wir hatten eine Zeit lang keinen Ansprechpartner (Steffl gehört zum Palmers-Konzern, wo bis Sommer 2003 eine Führungskrise und ein Aktionärsstreit das Unternehmen lähmten, Anm.).

STANDARD: Stichwort: zweiter Wiener Standort. Sie wollten ja den Standort des Virgin Megastore in der Mariahilfer Straße. Schollmayer: Wir hatten einen Vertrag mit den Hauseigentümern, dass wir Vorrang gehabt hätte, wenn Virgin Megastore rausgegangen wäre. Nun wurde aber die Firma verkauft (an den Sanierer Wolfgang Pachler, Anm.). Es gibt aber drei Angebote auf der Mariahilfer Straße - mit drei- bis viertausend Quadratmetern.

STANDARD: Wo genau?

Schollmayer: Das darf ich nicht sagen. Aber sie sind in der Mitte der Mariahilfer Straße. Sie wissen, in der Textilbranche gibt's sehr viele Turbulenzen. Aber es ist immer eine Frage der Miete, bei dieser wirtschaftlichen Situation. Derzeit verhandeln wir auch in Linz und in Salzburg. Es könnte aber auch sein, dass wir die Expansion in Italien, in Kroatien und auch Serbien vorziehen. Dort findet man mehr Wachstumspotenzial.

STANDARD: In Graz sind Sie im Einkaufszentrum West, das mit der Eröffnung des Shoppingcenters Seiersberg stetig Frequenz verliert.

Schollmayer: Wir sind jetzt in den schwarzen Zahlen. Es stimmt aber: Die ersten zwei Monate nach der Seiersberg-Eröffnung waren sehr hart.

STANDARD: Wie finanzieren Sie die Expansion?

Schollmayer: Wir arbeiten in die Richtung, dass wir neue Investoren und Partner suchen. Wir gehen gerne auch als Minderheitspartner mit dem Konzept weiter. Es gibt Gespräche mit Fonds und mit internationalen Konzernen.

STANDARD: Im Mai 2004 kommt Ihr Heimatland zur EU. Was bringt Ihnen das?

Schollmayer: Es wird alles einfacher. Unser größtes Problem heute ist die schlechte und sehr vorsichtige Behandlung durch die lokalen Großhändler hier. Den Großteil von denen werden wir aber ab Mai nicht mehr brauchen. Dann schließen wir uns sofort mit unserer slowenischen Einkaufsgesellschaft zusammen.

STANDARD: Warum diese Sonderbehandlung?

Schollmayer: Es war eine Überraschung wie eine Enttäuschung. Wir haben unser Konzept vorgestellt, und die Lieferanten haben gesagt: "Großartig, Herr Schollmayer!" Am nächsten Tag hat es geheißen: "Wir hätten aber schon gern Vorausbezahlung für die Ware." Ohne Ausnahme. Wir sind die Einzigen in Österreich, die fast das ganze Warenlager vorausfinanzieren. Nun, die Vorsicht ist schon ein bisschen begründet, bei der Libro-Sache haben einige viel verloren. Für den gesamten Fachhandel ist es sehr schwierig derzeit. Das Sterben geht weiter. Für uns nicht, denn wir haben Slowenien. (DER STANDARD Printausgabe, 20.10.2003)