Kinder, deren Eltern sich die Wohnung nicht mehr leisten können, würden "in eine Außenseiterrolle gedrängt". Sie fühlten sich an der Verarmung "mitschuldig" und hätten ein "niedriges Selbstwertgefühl": So schildert Caritas-Wien-Direktor Michael Landau die Befindlichkeit von derzeit rund 700 Kindern und Jugendlichen in Wien und Hunderten weiteren in anderen Städten.

Obdachlosigkeit, "das Fehlen eines eigenen Bettes oder Schreibtisches", weil man bei Verwandten oder in Notquartieren hat unterschlüpfen müssen, wirke in vielen Fällen traumatisierend, betonte er. Also sei psychotherapeutische Unterstützung wichtig: Hilfe zur Selbsthilfe, wie sie seit wenigen Wochen 15 Kinder und Jugendliche im Rahmen eines gemeinsamen sozialtherapeutischen Projekts der Wiener Caritas mit der Pharmafirma Pfizer erhalten.

Akut arm sind derzeit 87.000 Minderjährige

Finanziert von dem weltweit größten Medikamentenhersteller stehen den "Pfizer-Kids" im Wiener Caritas-Familienzentrum drei Therapeutinnen zur Verfügung. Um zum Beispiel den 16-jährigen Florian bei der Überwindung seiner massiven Ängste vor der Lehrstellensuche zu unterstützen. Gelinge dies, so sei ein Stück Armutsprävention gelungen, erläuterte Familienzentrumsleiterin Haldis Steinböck-Löfström. Weil Armut "erblich" sei - außer man setze Gegenmaßnahmen.

Auch "weiblich" und "krank machend" - so Landau - sei das auch in Österreich immer mehr Menschen und ihre Kinder betreffende Problem. Dies jedoch werde tabuisiert, sodass es etwa keine verlässlichen Statistiken über die Häufigkeit von Kinderobdachlosigkeit gebe. Als akut arm - das wisse man - sind derzeit 87.000 Minderjährige zu bezeichnen.

Soziale Verantwortung sei seinem Unternehmen schon seit seiner Gründung im Jahr 1849 ein Anliegen, betonte indes der Pfizer-Geschäftsführer in Österreich, Andreas Penk. Er stellte eine Ausweitung des Projekts in Aussicht. (Irene Brickner/DER STANDARD; Printausgabe, 28.4.2004)