Die Entscheidung von Tirols landeseigenem Energieunternehmen Tiwag, auf den weiteren Ausbau der Biomasse zu verzichten und, wie berichtet, in den Bau großer Wasserkraftwerke sowie in den Stromhandel zu investieren, steht für Tirols Grüne im Widerspruch zu Vorgaben der Landespolitik. Im Energieleitbild 2000-2020 "bekennt sich die Tiroler Energiepolitik zur heimischen Ressourcennutzung, wo immer diese den Bedingungen einer nachhaltigen Energiepolitik gerecht wird", erinnert Grünen-Klubchef Georg Willi.

Die Ziele des Leitbildes seien "mit Volldampf umzusetzen", fordert Willi. Zumal, wie der Grünen-Bundesenergiereferent Oliver Korschil erläuterte, weltweit bei den meisten Erdölquellen und bei mehr als der Hälfte der Erdgasquellen bereits der "Peak Oil" überschritten sei. Mit "Peak Oil" wird der Zeitpunkt bezeichnet, an dem bei einem Ölfeld der Höhepunkt der Förderung erreicht wird. "Postpeak" sinkt dann die Fördermenge. Neue größere Ölfelder seien seit den 70er-Jahren nicht mehr entdeckt worden.

Mehr Arbeitsplätze

Willi behauptet, dass durch erneuerbare Energien pro erzeugte Energieeinheit mehr Arbeitsplätze geschaffen würden als durch fossile oder nukleare Energieträger und verweist auf eine Studie des Grazer Volkswirtes Stefan Schleicher. Demnach würde in Tirol die Umstellung des Wärmebedarfs auf Sonne und Biomasse in 15 Jahren an die 4000 Arbeitsplätze bringen. Zudem, so Willi, habe sich die Bundesregierung verpflichtet, den Biomasseeinsatz bis 2010 um 75 Prozent zu erhöhen.

Die Tiwag ist derzeit an zwei Biomasse-Fernheizwerken, in Kufstein und Lienz, zur Hälfte beteiligt, und betreibt alleine ein Werk in Längenfeld. Ein weiterer Ausbau, heißt es nun unter dem neuen Vorstand Bruno Wallnöfer, sei unrentabel, vor allem da die Preise für Brennholz stark gestiegen seien. (bs/DER STANDARD; Printausgabe, 28.4.2004)