Der F1-Playboy macht einen auf Sparefroh.

Hamburg - Auch Flavio Briatore hat den Zustand der Formel 1 kritisiert und eine drastische Kostenreduzierung gefordert. "Wir sind zu weit gegangen, alle haben viel zu viel Geld ausgegeben", sagte der Chef des Renault-Rennstalls in einem Interview mit dem Wirtschaftsmagazin "Capital" (Donnerstag). "Es interessiert keinen Zuschauer, dass tausend Leute ein Auto entwickeln, weil die Rahmenbedingungen so kompliziert sind."

Der Italiener schlug vor, die Saison von 18 auf 20 Rennen auszudehnen und die Testphasen um mindestens 50 Prozent herunterzufahren. "Wenn wir vier- bis fünf Mal so viele Testkilometer herunterspulen wie Rennkilometer, ist das unternehmerisch Unsinn." Was die Leute wollten, seien spannende Zweikämpfe, "wenn möglich zwischen zwei bis vier Spitzenfahrern. Das Bedürfnis befriedigen wir nicht, stattdessen schlagen wir uns mit komplizierter Technik herum", kritisierte er.

"Wir schmeißen kein Geld aus dem Fenster"

Sein Team sieht er als Beispiel für effektiven Einsatz von finanziellen Mitteln. "Renault hat nur das fünftgrößte Budget, aber drei der Teams, die mehr als wir ausgeben, liegen hinter uns", sagte der 54-Jährige. Der Autokonzern Renault gebe, was sie brauchen. "Natürlich ist der Etat begrenzt. Aber auch wenn ich 20 Millionen Euro zusätzlich hätte, würde mein Auto nicht unbedingt schneller fahren." Der Rennstall funktioniere mit der Hälfte des Budgets, das die Konkurrenz einsetze, "weil wir kein Geld aus dem Fenster schmeißen".

Seinen Fahrer Fernando Alonso sieht Briatore als möglichen Nachfolger des sechsmaligen Weltmeisters Michael Schumacher. "Ich weiß nicht genau wann, aber er schafft das. Er ist 22 Jahre alt, arbeitet hart. Und er hat das nötige Talent", sagte der Teamchef über den Spanier. Ferrari-Pilot Schumacher, mit dem Briatore 1994 und 1995 bei Benetton zwei WM-Titel feierte, könne "noch 20 Jahre siegen. Sein Auto ist hervorragend, die Reifen auch. Aber was passiert, wenn ihn jemand unter Druck setzt?"

In dieser Saison will Briatore mit Renault in der Konstrukteurs-Wertung unter die ersten Drei kommen. Für 2005 hat er höhere Ziele: "Nächstes Jahr kämpfen wir um den Titel."(APA/dpa)