Brüssel/Paris - Der libysche Revolutionsführer Muammar el Gaddafi hält die Gründung eines palästinensischen Staates neben dem israelischen nicht für eine Möglichkeit zur Lösung des Nahost-Konflikts. Wer diese Zwei-Staaten-Lösung befürworte, kenne die Landkarte der Region nicht, sagte Gaddafi nach Angaben der Agentur Belga am Mittwoch im Gespräch mit belgischen Parlamentariern in Brüssel. Dort hatte er am Vortag die EU besucht.

Die Zwei-Staaten-Lösung hat breite internationale Unterstützung und wird auch von der EU mitgetragen. Gaddafi sagte jedoch, Israelis und Palästinenser seien inzwischen so sehr abhängig voneinander, dass sie nicht in getrennten Staaten leben sollten. Die einzige Lösung wäre nach seiner Vorstellung die Gründung eines gemeinsamen demokratischen Staates.

Die Schwierigkeiten im Nahost-Friedensprozess, aber auch das Erstarken des Terrorismus, führte Gaddafi auf das "Ungleichgewicht" zurück, dass entstanden sei, seitdem es nur noch eine Supermacht - die USA - gebe. Der Libyer riet den europäischen Staaten, sich nicht an den Rand drängen zu lassen. Gaddafi beendete am Mittwoch seinen Besuch in Brüssel, der einzigen Station seiner ersten Europareise seit 1989.

Dem französischen Auslandssender Radio France Internationale sagte Gaddafi, er bereue "absolut nichts" aus der Vergangenheit" und damit auch nicht die Unterstützung für Terroristen. "Wir waren in einer Periode des Kampfes für die Emanzipation, für die Befreiung" Afrikas, sagte Gaddafi dem Sender am Mittwoch. "Wir wurden beschuldigt, Terroristen zu sein, aber das ist der Preis, den wir zu zahlen hatten. Wenn das Terrorismus ist, dann sind wir stolz, Terroristen zu sein, weil wir zur Befreiung des afrikanischen Kontinents beigetragen haben." (APA/dpa)