St. Pölten - Wäre es überall so gelaufen wie in Gerhard Karners niederösterreichischer Heimatgemeinde Texing, wäre Benita Ferrero-Waldner mit Dreiviertelmehrheit Bundespräsidentin geworden. Ist es aber nicht - und deshalb hat der 37-jährige Parteimanager der niederösterreichischen ÖVP in den letzten Tagen einiges an Staub aufgewirbelt: Er nannte das Wiener Wahlergebnis "desaströs" und zog sich damit den Ärger der Wiener Parteifreunde und der Bundespartei zu.

Er wird es verschmerzen - ebenso wie sein Chef Erwin Pröll, der sich eigene Äußerungen zum Wahlergebnis sparen konnte, weil Karner ohnehin für die Partei gesprochen hatte. Wie man Kritik an anderen Teilen der Parteiorganisation übt, ohne sich dabei selber zu sehr zu beschädigen, hat Karner als Pressesprecher der niederösterreichischen ÖVP gelernt: Ernst Strasser, damals selbst Landesgeschäftsführer von Erwin Prölls Landespartei, hat den studierten Betriebswirt Karner entdeckt, als dieser noch ein junger Gemeinderat im Texingtal war.

Im Jahr 2000 nahm Strasser Karner als Pressereferenten ins Innenministerium mit. Drei Jahre später kehrte Karner als Landtagsabgeordneter und VP-Landesgeschäftsführer nach St. Pölten zurück.

Karner ist sowohl als Organisationstalent - die ÖVP-Niederösterreich ist die weitestverzweigte Landesorganisation - als auch als kämpferischer Redner aufgefallen. (cs/DER STANDARD, Printausgabe, 29.4.2004)