Ungewohnte Situation für Hermann Maier: Erster Ausfall in einem Super-G.
St. Anton - Alles deutete bei der WM-Generalprobe in St. Anton auf einen Sieg von Hermann Maier hin. Schwierige Piste, eckiger Kurs - alles rechnete mit dem vierten Sieg des "Herminators" in seiner Spezialdisziplin. Doch der Salzburger sah das erste Mal in einem Weltcup-Super G nicht das Ziel und damit war Pepi Strobl an der Reihe: Der Holzgauer sorgte für einen Heimsieg auf Tiroler Boden und gewann mit nur 13/100 vor dem Schweizer Didier Cuche, der Stephan Eberharter um eine Hundertstel abfing und damit ein Tiroler Doppel verhinderte. Seit dem Beginn der Siegesserie der Österreicher in dieser Disziplin - vor 19 Rennen im Februar 1997 - ist damit erstmals Hermann Maier nicht Sieger auf österreichischem Boden. Nur rund zwölf Sekunden dauerte der Auftritt des 27-Jährigen, dann ging ein Aufschrei durch die 10.000 Zuschauer. Maier hatte eine Welle übersehen, kam auf den Innenski und rutschte weg. Damit war der Kampf eröffnet. Und Pepi Strobl schaffte nach seinem Sieg in Wengen im Jänner ein weiteres Husarenstück, bewältigte die schwierige, kräfteraubende Piste mit den wenigsten Fehlern und triumphierte damit erstmals vor eigenem Publikum. Pepi im Ziel K.O. "Ich hab' mir die ersten Läufer im Fernsehen angeschaut, schon gesehen, dass es sicher nicht leicht wird", meinte Strobl, der nach der Zieldurchfahrt vor lauter Erschöpfung "zusammengebrochen" war. "Ich hab' gewusst, es wird ein ordentlicher Kampf. Denn durch die Wärme war die Piste schlagig, viel zu weich. Im Ziel hatte ich einfach keine Kraft mehr zum Bremsen. Ich bin nur froh, dass mir das erst nach der Ziellinie passiert ist." Tief durchatmen musste er nur mehr bei Didier Cuche, der nach dem dritten Rang in Kitzbühel auf Platz zwei fuhr. "Hätte ich mir hier aber gar nicht gedacht. Denn ich war noch leicht verletzt, hatte einige Fehler - umso mehr freut es mich, dass ich wieder am Stockerl bin." Im Ziel ärgerte sich inzwischen Hermann Maier. "Normal passiert gerade mir so etwas nicht. Aber irgendwann hat es wohl kommen müssen!", meinte er nach dem ersten Ausfall seit dem Riesentorlauf beim WM-Finale in der Sierra Nevada im Vorjahr. "Vielleicht war ich einfach zu unkonzentriert, oder ich wollte vor eigenem Publikum zu viel", sagte der neunfache Saison-Sieger, den der Ausfall aber sicher schmerzte. Eberharter von der Couch auf's Stockerl Bei den anderen, inklusive seinem größten "Gegner" Stephan Eberharter, herrschte aber trotzdem keine Genugtuung: "Ich fahre ja nicht gegen den Hermann, ich fahre, um zu gewinnen. Dafür habe ich aber heute einen Fehler zu viel gemacht. Vielleicht auch, weil ich die letzten 14 Tage nur auf der Couch mit Therapie für mein Knie verbracht habe. Aber das hat sich ausgezahlt, ich hab' im Rennen nichts gespürt." Seine aufsteigende Form im Super G stellte ein Mal mehr auch Werner Franz unter Beweis, der mit Startnummer zwei auf den vierten Rang fuhr. "Ich hab' die niedrige Nummer gut genutzt. Ich war ja mehr oder weniger Testpilot!" Franz war damit auch noch vor Hahnenkamm- Sieger Fritz Strobl, der nur um ein Haar einem Ausfall entging, beinahe einfädelte. Aber auch er holte im Schlussteil sensationell auf: "Ich habe nach dem Zwischenfall so gekämpft, das ich im Zielhang einfach nicht mehr bremsen konnte", schmunzelte er im Ziel. Den Sieg vergeben hat aber nicht nur Hermann Maier, sondern auch der "falsche" Mayer, Christian: Ein haarsträubender Fehler nahm ihm jede Chance, auch eine grandiose Aufholjagd brachte ihn nur mehr auf Platz sieben. "Macht nix, ich hab' gesehen, wie gut ich drauf bin. Am Sonntag gibt's die Revanche." Und auf die hofft auch Hermann Maier: "Wär' ma schauen, wie es geht. Aber ich habe durch den Ausfall mehr Ruhe." Und im Rennen gibt es dann wieder volle Attacke: "Denn ich fall' lieber aus, bevor ich Zweiter werde!"
DAS KLASSEMENT
1. Josef Strobl AUT 1:23,41 Min. (94,953 km/h)

2. Didier Cuche SUI 1:23,54 +0,13 + 3.42 m

3. Stephan Eberharter AUT 1:23,55 +0,14 + 3.69 m

4. Werner Franz AUT 1:23,63 +0,22 + 5.79 m

5. Fredrik Nyberg SWE 1:23,65 +0,24 + 6.31 m

6. Fritz Strobl AUT 1:23,82 +0,41 + 10.76 m

7. Christian Mayer AUT 1:24,00 +0,59 + 15.45 m

8. Didier Defago SUI 1:24,27 +0,86 + 22.45 m

9. Paul Accola SUI 1:24,41 +1,00 + 26.06 m

10. Rainer Salzgeber AUT 1:24,44 +1,03 + 26.84 m


11. Andreas Schifferer AUT 1:24,62 +1,21 + 31.46 m

12. Kjetil-Andre Aamodt NOR 1:24,78 +1,37 + 35.55 m

13. Hans Knauß AUT 1:24,81 +1,40 + 36.32 m

14. Steve Locher SUI 1:24,94 +1,53 + 39.63 m

15. Peter Runggaldier ITA 1:25,02 +1,61 + 41.66 m

16. Kristian Ghedina ITA 1:25,14 +1,73 + 44.70 m

17. Vincent Millet FRA 1:25,17 +1,76 + 45.46 m

18. Jürg Grünenfelder SUI 1:25,23 +1,82 + 46.98 m

19. Christophe Saioni FRA 1:25,24 +1,83 + 47.23 m

20. Alessandro Fattori ITA 1:25,26 +1,85 + 47.74 m


21. Sebastien Fournier FRA 1:25,77 +2,36 + 60.53 m

22. Stefan Stankalla GER 1:25,80 +2,39 + 61.28 m

23. Patrice Manuel FRA 1:26,16 +2,75 + 70.22 m

24. Claude Cretier FRA 1:26,22 +2,81 + 71.70 m

25. Jernej Koblar SLO 1:26,25 +2,84 + 72.44 m

26. Patrik Järbyn SWE 1:26,52 +3,11 + 79.08 m

27. Ed Podivinsky CAN 1:26,68 +3,27 + 82.99 m

28. Casey Puckett USA 1:26,96 +3,55 + 89.81 m

29. Luca Cattaneo ITA 1:26,99 +3,58 + 90.54 m

. Jakub Fiala USA 1:26,99 +3,58 + 90.54 m