Im Vorfeld der wohl prestigeträchtigsten Auktionen des ersten Halbjahres geht es darum, welche Werke nächste Woche das Attribut Weltrekord erhalten. Und selbst das lässt sich in Anbetracht des von Christie's und Sotheby's vom 4. bis 6. Mai in New York via Impressionist and Modern Art offerierten Angebotes eingrenzen. Den Auftakt absolviert Christie's am 4. Mai mit 39 Werken. Das aus dem Besitz des MoMA stammende Il grande metafiscio von Giorgio de Chirico ist durchaus rekordverdächtig:

Im vergangenen Jahr kamen 101 Werke des metaphysischen Protagonisten unter den Hammer und die aktuellen Schätzungen für das 1917 geschaffene Hauptwerk belaufen sich auf sieben bis zehn Mio. Dollar. Mit Spannung wird von den Christie's-Experten auch das Interesse an Joan Mirós Le rouge, le bleu, le bel espoir (1947) erwartet (vier bis sechs Mio. Dollar).

Anderntags lädt Sotheby's zu einem Ereignis der Superlative: Die Nennung des Namens "Whitney" lässt aller Augen leuchten.

Die Qualität der aus einer in mehr als 40 Jahren zusammengetragenen renommierten Sammlung stammenden Arbeiten ist außergewöhnlich und noch für jedes der bereits versteigerten Werke erzielte Sotheby's Rekordzuschläge: u.a. unglaubliche 78 Millionen Dollar für Renoirs Au Moulin de la Galette (1990), 60 Millionen für Cézannes Rideau, cruchon et compotier (1999) oder 35 Millionen für Seurats Paysage, L'lle de la Grande-Jatte (1999).

Nach dem Tod John Hay Whitneys wechselten einige Bilder via Schenkung an Museen, der Rest wurde der zeitgleich gegründeten Greentree Foundation gewidmet, deren Stiftungsintention Frieden und internationale Zusammenarbeit ist. Diese Sammlung ist der größte Vermögenswert der Foundation, kann als solche aber nicht dem Stiftungszweck dienen und wird deshalb jetzt zu Geld gemacht. Sie soll konkret an die 140 Millionen Dollar einspielen.

Das erklärte Highlight ist Pablo Picassos Gar¸con à la pipe von 1905. 70 Millionen Dollar soll es bringen, könnte aber auch die Führung im Ranking der höchsten Auktionsergebnisse übernehmen (van Gogh; 75 Millionen Dollar). Gemessen am weltweiten Gesamtumsatz ist Picasso Bestseller: 2003 versteigerte man in allen Disziplinen insgesamt 1577 Arbeiten und nahm so mehr als 66 Millionen Euro ein; zum Vergleich brachten 1997 1184 Werke mit mehr als 206 Millionen Euro die Kassen deutlich mehr zum Klingeln.

Am 6. Mai offeriert Sothebys eine weitere Arbeit Picassos: Le Sauvetage von 1932, die mit "nur" zehn bis 15 Millionen Dollar veranschlagt ist. (kron / DER STANDARD, Printausgabe, 29.4.2004)