Washington/London/Kampala - In Uganda ist die Häufigkeit von HIV-Infektionen seit Anfang der neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts um 70 Prozent zurück gegangen. Gleichzeitig hat sich dort die Häufigkeit von sexuellen Kontakten außerhalb bestehender fester Partnerschaften um 60 Prozent reduziert. Die Verwendung von Kondomen hatte an dieser Entwicklung einen geringeren Anteil, berichten jetzt britische Wissenschafter in der neuesten Ausgabe der Wissenschaftszeitschrift "Science".

"Safer Sex" - am besten in etablierten Partnerschaften - ist somit weiterhin der Schlüssel für die Bekämpfung von Aids. Dr. Rand Stoneburner und Daniel Low-Beer von der Abteilung für Sozialmedizin (Population Health Evaluation Unit) der Universität Cambridge in Großbritannien haben jedenfalls aus Uganda und anderen afrikanischen Vergleichsdaten (Uganda, Kenia, Sambia, Malawi) zu HIV und der Immunschwächekrankheit gesammelt und analysiert. Von den mit Ende 2003 weltweit rund 40 Millionen HIV-Infizierten leben bis zu 28 Millionen im südlichen Afrika. Allein vergangenes Jahr gab es dort bis zu 2,4 Mio. Todesopfer.

Zahlen

Bei der Analyse der Daten entdeckten die britischen Wissenschafter eine ausgesprochen positive Entwicklung für Uganda, völlig anders als in den Vergleichsländern:

  • 1991 waren in dem Land 21,1 Prozent der Schwangeren HIV-positiv, bis 1998 reduzierte sich dieser Anteil auf 9,7 Prozent (bis 2000 auf sechs Prozent).

  • In der ugandischen Hauptstadt Kampala und in anderen Städten verringerte sich der Anteil der mit Aids Infizierten unter den jungen Menschen in der Altersgruppe der 15- bis 19-Jährigen seit 1991 um 75 Prozent und unter den 20-bis 24-Jährigen um 60 Prozent.

    Weniger "Gelegenheits-Sex"

    Die Autoren führen das vor allem auf eine spätere Aufnahme sexueller Kontakte unter den Jugendlichen, eine verringerte Promiskuität und auf eine insgesamt gestiegene Verwendung von Kondomen zurück. Doch im Vergleich zu Ländern wie Sambia, Malawi und Kenia, wo die Verwendung von Präservativen ebenfalls anstieg, gab es in Uganda auch eine Entwicklung zu weniger "Gelegenheits-Sex".

    Stoneburner und Low-Beer: "Das deutet darauf hin, dass Sex mit weniger Partnern und eine Abstinenz bei den unverheirateten und sexuell unerfahrenen Jugendlichen (speziell in urbanen Zentren und unter den Männern) eher als der Kondom-Gebrauch die relevanten Faktoren für den Rückgang der Häufigkeit neuer HIV-Infektionen darstellen." So dürfte sich beispielsweise bei den 15- bis 24-jährigen unverheirateten Männern in Uganda die Häufigkeit von Sex vor der Ehe von 1989 bis 1995 um 60 Prozent reduziert haben. 53 Prozent der sexuell aktiven Frauen und 55 Prozent der Männer gaben 1995 an, nur einen Partner zu haben. 1995 erklärten immerhin 91,5 Prozent der Ugander, schon einen an Aids Erkrankten oder Verstorbenen zu kennen.

    Information als Grundlage vermutet

    Die Wissenschafter vermuten, dass vor allem eine breite formelle und informelle Information der Bevölkerung über Aids diese Entwicklung zu Stande gebracht hat. Sie lässt sich auch bereits bei den Infektionsraten der ugandischen Armee-Rekruten im Alter von 19 bis 22 Jahren ablesen, die routinemäßig auf HIV getestet werden. 1991 waren 18,6 Prozent dieser Männer mit den Aids-Erregern infiziert, im Jahr 2002 waren es nur noch vier Prozent. (APA)