Washington - Die US-Wirtschaft ist zu Beginn des Präsidentenwahljahres 2004 kräftig gewachsen, dabei aber hinter den Erwartungen der Analysten zurückgeblieben. Hinweise auf eine stärker anziehende Inflation erhöhten zudem den Druck auf die US-Notenbank Fed, die Leitzinsen anzuheben.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der weltgrößten Volkswirtschaft stieg im ersten Vierteljahr im Vergleich zum Vorquartal mit einer auf das Jahr hochgerechneten Rate von 4,2 Prozent nach 4,1 Prozent im letzten Quartal 2003, wie das Handelsministerium am Donnerstag auf der Grundlage vorläufiger Berechnungen mitteilte. Der Preisindex auf Basis der Verbraucherausgaben ohne Energie und Lebensmittel stieg auf Jahresbasis deutlich um 2,0 Prozent, nachdem er im vierten Quartal um 1,2 Prozent zugelegt hatte. Dieser Index gilt als wichtiger Indikator für die Fed.

Analysten hatten bessere Zahlen erwartet

Analysten hatten indes noch bessere Zahlen erwartet. An den deutschen Finanzmärkten weiteten die Aktien ihre Verluste aus. Der Deutsche Aktienindex Dax rutschte nach den Zahlen unter die psychologisch wichtige Marke von 4000 Punkten und lag 1,9 Prozent im Minus. Der Euro legte zum Dollar zu.

Die Verbraucherausgaben blieben mit einem Wachstum von 3,8 Prozent unter den von Analysten prognostizierten vier Prozent; der Preisindex auf Basis dieser Ausgaben stieg um 3,2 Prozent. "Die Aufmerksamkeit wird sich stark auf diese Zahl konzentrieren, die hoch ist", sagte Hugh Jonhnson von der First Albany Corp. "Kombiniert man ein starkes Wirtschaftswachstum mit einem starken Aufwärtsdruck auf die Preise, dann legt dies nahe, dass die Fed früher handeln könnte." Der Schlüsselzins liegt derzeit mit 1,00 Prozent auf dem niedrigsten Niveau seit 1958.

Märkte auf steigende Leitzinsen vorbereitet

Fed-Präsident Alan Greenspan hatte die Finanzmärkte in der vergangenen Woche bereits auf steigende Leitzinsen vorbereitet, ohne jedoch ein Signal für einen Zinsschritt schon in den kommenden Monaten zu geben.Die US-Wirtschaft ist nach den Worten Greenspans inzwischen in eine Phase kräftigeren Wachstums eingetreten, die höhere Leitzinsen erfordern könnte. Als Schlüssel für künftige Zinsschritte hatte er die Entwicklung der Inflation genannt.

Insgesamt erwarten Experten auch für den weiteren Jahresverlauf ein Wachstum der US-Wirtschaft. Fed-Gouverneur Ben Bernanke hatte dies in der vergangenen Woche bekräftigt. In ihrem jüngsten Konjunkturbericht "Beige Book" hatte die Fed die Konjunkturerholung optimistisch beurteilt und für die Zeit bis Anfang April eine breite Erholung festgestellt. "Die wirtschaftliche Aktivität hat landesweit von Mitte Februar bis Anfang April zugenommen", hatte es in dem Bericht geheißen.

Als wichtig für das weitere Wachstum gilt die Entwicklung am Arbeitsmarkt. Im März hatte auch dieser mit dem höchsten Stellenzuwachs seit fast vier Jahren eine Erholung signalisiert, nachdem die Arbeitsmarktdaten in den vorangegangenen Monaten meist für Enttäuschung an den Finanzmärkten gesorgt hatten. Die Zahl der Arbeitsplätze außerhalb der Landwirtschaft kletterte um 308.000 und wies damit den höchsten Anstieg seit April 2000 auf. Die Aussicht auf eine Erholung am Arbeitsmarkt lässt US-Verbraucher optimistischer in die Zukunft blicken. Diese gelten als die wichtigste Stütze für ein Wachstum der US-Wirtschaft. Etwa der Auftragseingang für langlebige Industriegüter war im März nach Daten des Handelsministeriums überraschend stark gestiegen. (APA/Reuters)