Wien – "Die Elektro-Altgeräterichtlinie der EU ist eine Jahrhundertchance für sozialökonomische Betriebe", weiß Sepp Eisenriegler vom Demontage- und Recycling-Zentrum (DRZ) in Wien-Penzing. Gleichzeitig gibt es Befürchtungen, dass bei der nun anstehenden Umsetzung in Österreich genau diese Chance vertan werden könnte – und Integrationsprojekte wie das DRZ sogar massiv gefährdet werden könnten.

"Wir haben das schon bei der Verpackungsverordnung gesehen, und jetzt droht bei den Elektrogeräten das Gleiche", warnte Werner Hochreiter von der Arbeiterkammer bei einer Veranstaltung zum "Tag der Arbeitslosigkeit" im DRZ. Der Grund: "Wenn Wiederverwertung und Entsorgung auch hier in die Verantwortung von Herstellern und Händlern gegeben werden, entzieht man damit den Secondhand- und Reparaturnetzwerken die Grundlage."

Herstellern gar nicht böse

Hochreiter will den Herstellern gar nicht böse sein, "die haben natürlich das Interesse, dass alte Geräte vom Markt kommen und neue gekauft werden". Daher müssten jedenfalls Kommunen und Gemeinden für die Sammlung und Entsorgung weiter verantwortlich bleiben.

Derzeitiger Stand: Die österreichische "Abfallbehandlungspflichtenverordnung" war gerade in Begutachtung, und "wir sehen, dass die Kommunen bei der Sammlung der Altgeräte gute Arbeit leisten, und das soll auch so bleiben", versichert Georg Fürnsinn vom Umweltministerium.

Gefährliche Abfälle aus Altgeräten entfernen

Ebenfalls in der Verordnung enthalten: eine Passage, wonach gefährliche Abfälle aus Altgeräten zu entfernen sind. Und das geht nur manuell. "Aber auf einmal lobbyieren ein paar Schredder-Betriebe gegen diese Win-Win-Situation", ärgert sich Eisenriegler.

Das Beispiel DRZ zeigt: Hier konnten im ersten Jahr 300 Tonnen Altgeräte bearbeitet werden – 81 Prozent wurden recycelt, nur zehn Prozent mussten als Restmüll und 0,4 Prozent als gefährlicher Abfall entsorgt werden. Die Vermittlung der hier beschäftigten Langzeitarbeitslosen beginnt heuer – der Schwesterbetrieb Reparatur- und Servicezentrum zeigt, dass eine Vermittlungsquote von bis zu 80 Prozent möglich ist. (Roman David-Freihsl, Der Standard, Printausgabe, 30.04.2004)