Wien - "Der Tod, das muss ein Wiener sein", sang schon der Wiener Kabarettist Georg Kreisler. Logisch also, dass die zehnte Jahrestagung der "Europäischen Totentanz-Vereinigung" (ETV) ab Freitag in Wien stattfindet.

Mehr als 100 Musik- und Literaturwissenschafter, Kunst- und Medizinhistoriker diskutieren in der Akademie der bildenden Künste neue Erkenntnisse über den "Danse macabre", der sich ab dem 15. Jahrhundert von Frankreich ausgehend über Europa ausbreitete: zunächst in Gemäldezyklen auf Friedhöfen, dann in der Literatur und Musik - jüngstes Beispiel ist Robbie Williams' Video zu "Rock DJ".

Ging man lange davon aus, dass die mittelalterlichen Pestepidemien die Grundvoraussetzung für die Entstehung der Totentänze gewesen waren, suggerieren neue Forschungen eine andere Genese: Im Mittelalter stellte man sich das Jenseits als angenehme Fortsetzung des Diesseits vor, wurden auf Friedhöfen fröhliche Gelage gefeiert, Lebende tanzten dort, wie zuvor ihre Ahnen. Was der Kirche zuwider war. Da aber Verbote nichts nutzten, sollten gruselige Bilder auf Friedhofsmauern die im Andenken an die Toten Tanzenden abschrecken, der Tod selbst sollte lebensbedrohend zu einem Tänzchen laden - und zwar alle, egal welchen Standes sie waren. (fei, DER STANDARD, Print, 30.4./1.5./2.5.2004)