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Walpurgis-Treiben in Deutschland.
Foto: APA/dpa/Matthias Bein

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Walpurgis-Feuer - ebenfalls in Deutschland.
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Nach wie vor ist die Walpurgisnacht, die Nacht vom 30. April auf den 1. Mai, DIE Hexennacht, der wichtigste Sabbat (neben Lichtmess, Lammas und Halloween) der heutigen Hexen, bewussten Frauen und Feministinnen. Zu diesem "sabbat", maur. zabat ("Gelegenheit zur Macht"), reiten nach dem Volksglauben die Hexen zum Blocksberg.

Austreibung durch Christianisierung

Der Name Walpurgis stammt von einer heidnischen Göttin, wahrscheinlich Waltpurc (später mit der Endung -is lateinisiert), die ursprünglich als Maikönigin im Kult des hieros gamos zu Frühlingsbeginn in einem orgiastischen Fest verehrt worden ist. Der Walpurgis-Kult war vor allem in den deutschsprachigen Ländern verbreitet und der Kirche - so wie alle frauendominierten heidnischen Feste - ein gewaltiger Dorn im Auge, den sie nicht imstande war, auszutreiben.

Daher sahen sich die Kirchenväter genötigt, eine skurille Heiligsprechung vorzunehmen: für eine Person, deren Existenz nirgends beweisbar ist. Denn der Legende zufolge war die Heilige Walpurga/Walpurgis eine angelsächsische Äbtissin, die im 8. Jahrhundert das Doppelkloster Heidenheim geleitet haben soll, "aber es gibt keinerlei zeitgenössische Berichte über die Lebens- und Amtszeit dieser 'Äbtissin'". (Barbara Walker)

Aneigung durch Verschleierung

"Heidenheim" weist auf die im 8. Jahrhundert unter weiblicher Leitung üblichen Doppelklöster, in denen die alten Sexualriten unter einem dünnen Schleier einer christlich-heidnischen Mischreligion fortlebten. (Women in Religious Orders)

Als zweiter Vertuschungsversuch wurde der Tag der Heiligen Walpurga in den Februar verlegt. Jedoch lebte der Hexenkult unbeirrt am 30. April weiter. "Daher", so schreibt Barbara Walker, "musste die Kirche behaupten, der Tag vor dem 1. Mai solle an die Überführung der Gebeine Walpurgis nach Eichstätt erinnern; es sollte aussehen, als ob Prozessionen, Tänze und Gesänge mit der Überführung des verehrten Reliquienschreins stattfänden".

Angstbewältigung durch Ausrottung

Wie angsbesetzt das sogenannte Hexentreiben für die Bevölkerung speziell im Mittelalter war, zeigt das berühmte Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens von Hoffmann-Krayer und Bächtold-Stäubli: Kinder, die in der Walpurgisnacht zur Welt kommen, gehörten in der Oberpfalz den Hexen, in Schlesien werden sie "ungeschickte, unbrauchbare Menschen". Um sich vor den Hexen in der Walpurgisnacht zu schützen, wurden Felder, Haus und Stall "durch allerlei Schutzmittel, namentlich durch Aufmalen von Kreuzen und Bestecken mit dem Maibusch gesichert".

Das Kirchenglocken-Läuten sollte die Hexen vertreiben. Denn dann, so der Aberglaube, konnten sie nicht über den Rhein fliegen. An anderer Stelle steht jedoch: "Neuerdings ist es in ein Geläut zu Ehren der Mutter Gottes umgewandelt worden". Auch durch Peitschenknallen sollten "die schlimmen Mächte verscheucht" werden. Noch drastischer und realitätabbildend, steht im Handwörterbuch, dass "man die Hexen im Feuer verbrennt", namentlich im berüchtigten Maifeuer.

Symbol des Maibaums

Der sogenannte Maibaum, der bis heute auf allen Dorfplätzen Österreichs und Deutschlands in der Nacht vor dem 1. Mai aufgestellt wird, war ursprünglich ein heidnisches Symbol für den Phallus des Maikönigs (Pendant zur Maikönigin Walpurgis). Errichtet wurde der Baum bei den Beltane-Feiern (Walpurgisnacht) als Festzeichen des Frühlings-/Erwachens. Die Schnüre, die beim Tanz um den Maibaum um denselben gebunden wurden, symbolisierten die sexuelle Vereinigung der Geschlechter. Das entstandene Geflecht stand für Fruchtbarkeit und Wachstum.

Rein männlich-phallische Bedeutung erhielt der Maibaum erst mit der Christianisierung - als Hingabe und Anbetung des männlichen Prinzips, mit der die alten Feiern der weiblichen Sexualität verdrängt werden sollten. Speziell im 13. Jahrhundert trugen Priester überdimensionale Abbildungen männlicher Penisse auf Pfählen bei Maibaumprozessionen herum.

Tag der ArbeiterInnen

Der 1. Mai, Internationaler Tag der Arbeit und verbindendes Symbol für das Proletariat, geht auf den 1. Mai 1886 zurück, als im Zuge eines Generalstreiks der nordamerikanischen ArbeiterInnen-Bewegung für den 8-Stunden-Tag in Chicago vier Arbeiter wegen "Aufwiegelung" hingerichtet wurden. Vier Jahre später, 1890, wurde dieser tragische Fall von der Zweiten Sozialistischen Internationale zum Anlass genommen und der 1. Mai zum Tag der ArbeiterInnen erklärt. 1933 instrumentalisierten die Nazis den Kampftag und machten ihn zum gesetzlichen Feiertag, den Tag der Arbeit. (dabu)