Prag - Zum zweiten Mal nach 1945 ist eine österreichische Eishockey-Nationalmannschaft bei einer A-WM in Prag dabei. So wie heuer, als die Österreicher die beste Vorrunde seit dem Wiederaufstieg in die Elite 1992 spielten, war Prag auch vor 57 Jahren ein guter Boden für das ÖEHV-Team. 1947, bei der ersten Nachkriegs-WM, gewannen die Österreicher die zweite WM-Bronzemedaille nach 1931 und machten die Tschechen mit einem Sieg über Schweden im letzten Spiel zu Weltmeistern.

Das Team der CSR hatte damals überraschend gegen Schweden verloren und benötigte ein "Wunder", um noch den Titel zu holen. Das lieferte dann Österreich, das am Vortag gegen die Schweiz noch 1:5 verloren hatte. Das österreichische Team schlug die Schweden, denen ihr König bereits in einem Telegramm zum Titel gratuliert hatte, am 24. Februar 1947 sensationell mit 2:1.

Kohle für Gold

"At zije Rakousko" - es lebe Österreich, hatten die 11.000 Zuschauer im Freiluft-Stadion angestimmt, im Triumphzug war es für die Österreicher anschließend ins Hotel gegangen. Der Schriftsteller Pavel Kohout erinnerte sich an den denkwürdigen Abend, an dem er eine Aufführung des "Barbiers von Sevilla" besuchte. Plötzlich sei der Baßbariton auf die Bühne gekommen und habe gesungen: "Geht zum Doktor Bartolo und sagt ihm, dass Österreich Schweden geschlagen hat." Als Dank versprachen die Tschechen zwei Waggons Kohle und Zucker - angekommen ist nur eine Lieferung Kohle.

Österreich verhalf damit auch einem sportlichen Multi-Talent zum ersten großen Erfolg. CSR-Stürmer Jaroslav Drobny, der im Winter Eishockey und im Sommer Tennis auf Weltklasse-Niveau spielte, steuerte 15 Tore zum Titel bei. Mit dem österreichischen Ersatz-Torhüter von 1947, Alfred Huber, bildete er ein erfolgreiches Doppel, seine Karriere krönte der im Jahr 2001 verstorbene Drobny mit dem Wimbledon-Sieg 1954. (APA)