Die „Mess-Sonde“ für Veränderungen in der Arbeitswelt, der Arbeitsklimaindex, zeigt schwarz auf weiß, wie wenig rosig Österreichs Arbeiter und Angestellte ihre Situation empfinden.

Immer weniger heimische Arbeitnehmer sind mit ihrem Einkommen zufrieden und glauben, dass ihre Pension später nicht zum Leben reichen wird. Auch die Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren, hat zugenommen.

Trend zu mehr Pessimismus

38 Prozent der Befragten unter 30 Jahre sind sich sicher, dass ihre Pension nicht reichen wird. Weitere 46 Prozent glauben, dass sie im Alter finanziell gerade noch über die Runden kommen werden. Nur drei Prozent glauben an einen sorglosen Lebensabend. Auch die Gegenwart sieht für die jungen Arbeitnehmer nicht wirklich gut aus. Jeder Zehnte gibt an, sein Einkommen reiche nicht für das tägliche Leben, weitere 47 Prozent finden nach eigenen Angaben gerade noch das Auskommen. Privat für die Pension vorzusorgen dürfte damit für die Mehrheit der Arbeitnehmer unter 30 Jahre nicht möglich sein.

Bildung immer wichtiger

Junge Beschäftigte ohne Lehre oder Matura befinden sich laut Arbeitsklimaindex in einer schwierigen Lage. 26 Prozent dieser Gruppe geben an, dass das Einkommen nicht für den Lebensunterhalt reiche. Die jungen Berufstätigen mit abgeschlossener Ausbildung (Lehre oder Matura) sehen ihre Lage wesentlich besser. Nur acht Prozent kommen mit ihrem Lohn nicht aus. Die Kluft zwischen Gut- und Schlechtverdienern ist größer geworden.

Moderne Arbeitswelt

Die Arbeitswelt hat sich seit der Jahrtausendwende stark weiterentwickelt und ist moderner geworden. Für benachteiligte Gruppen ist der Existenzkampf oft schwierig. Verbesserungen zeigen sich vor allem im Bereich der „soft facts“ wie Weiterbildung oder Betriebsklima. Eine zunehmend negative Entwicklung empfinden Arbeitnehmer bei der Alterssicherung, den subjektiven Arbeitsmarktchancen und der Einkommenssituation. Erfreulichere Bewertungen geben Berufstätige dem Führungsstil ihrer Vorgesetzten und der Kollegialität im Betrieb. Zudem geben die Beschäftigten an, mehr Mitbestimmungsrechte zu haben. Ebenso ist der Index für innerbetriebliche Aufstiegschancen gestiegen. (Florian Mahler)

Was ist der Arbeitsklimaindex?

Seit Juni 1997 gibt es den Maßstab für wirtschaftlichen und sozialen Wandel aus der Sicht der Arbeitnehmer. Der Arbeitsklimaindex ist ein Produkt der Arbeiterkammer Oberösterreich und der beiden Sozialforschungsinstitute IFES (Institut für empirische Sozialforschung) und SORA (Institute for Social Research and Analysis). Der Index gilt als „Mess-Sonde“ für Veränderungen in der Arbeitswelt. Die Befragung setzt direkt beim Erleben und Empfinden der Erwerbstätigen an und kann Veränderungen in den Einstellungen früher diagnostizieren als so manche Wirtschaftsdaten.

Der Arbeitsklimaindex beruht auf Befragungen von Stichproben unselbständig erwerbstätiger Personen in ganz Österreich. Zur Erhebung der Daten werden vierteljährlich jeweils 900 ArbeitnehmerInnen mittels standardisiertem Fragebogen von IFES befragt. Der Fragebogen umfasst 26 Themengebiete wie Arbeitszeitregelungen, Betriebsgröße, Zufriedenheit mit betrieblichen Sozialleistungen, etc. Die Berechnung und Interpretation der Daten wird von SORA durchgeführt.