Frankfurt - Die Deutsche Bank hat mit einem deutlichen Gewinnsprung zum Jahresauftakt 2004 ihre Spitzenposition im deutschen Kreditgewerbe untermauert. Die Frankfurter Bank überraschte die Branchenexperten im ersten Quartal vor allem mit einem starken Handelsergebnis im Zuge der Börsenerholung. Deutschlands größtes Kreditinstitut ließ die inländischen Konkurrenten mit dem bisher besten Quartalsergebnis seit drei Jahren weit hinter sich, ist allerdings nach wie vor weniger profitabel als die weltweit führenden Großbanken. Den von Vorstandschef Josef Ackermann anvisierten Vorsteuergewinn von 6,5 Mrd. Euro wird die Deutsche Bank 2004 wohl noch nicht erzielen.

Der Gewinn vor Steuern stieg von Jänner bis März auf 1,56 Mrd. Euro nach 234 Mio. Euro im Vorjahresquartal, teilte die Bank heute, Freitag, mit. Analysten hatten mit 1,35 Mrd. Euro gerechnet. "Wir haben eine bereinigte Eigenkapitalrendite vor Steuern von 22 Prozent erzielt, verglichen mit 13 Prozent im ersten Quartal des Vorjahres. Dies ist ein deutlicher Schritt in Richtung auf unser Ziel von 25 Prozent", kommentierte Ackermann das Ergebnis. Er hatte diese Zielmarke, die einem Vorsteuergewinn von 6,5 Mrd. Euro entspricht, Anfang Februar auf der Jahres-Pressekonferenz für 2004 ausgegeben. Allerdings hatte die Bank auch mehrfach mitgeteilt, dieses Gewinnziel solle bis Ende 2005 erreicht werden. Ein Sprecher sagte am Freitag, es sei unrealistisch, die Ziele schon in diesem Jahr zu schaffen.

Analysten beeindruckt

Analysten sprachen von einem starken Quartal und einem beeindruckenden Handelsergebnis, jedoch auch von zu hohen Kosten. An der Frankfurter Börse fiel die im DAX notierte Aktie der Deutschen Bank um fast 3 Prozent auf 68,31 Euro. Händler sagten, viele Investoren würden in Papiere des Schweizer Rivalen Credit Suisse wechseln. Credit Suisse hatte am Freitag ebenfalls Zahlen vorgelegt und sich sehr positiv im Privatkundengeschäft entwickelt. Dies mache die Bank für viele Investoren attraktiver, sagten Händler.

Die Deutsche Bank unterstreicht mit einem Nettogewinn von 941 Mio. Euro - im Vorjahr war abschreibungsbedingt noch ein Verlust von 219 Mio. Euro angefallen - ihre führende Stellung in Deutschland. Die deutsche Commerzbank hatte ihren Nettogewinn im Erstquartal auf für sie beachtliche 254 Mio. Euro gesteigert, während die Münchener BA-CA-Mutter HypoVereinsbank (HVB) - Deutschlands Nummer Zwei - die Investoren mit mageren 53 Mio. Euro enttäuscht hatte.

Wesentlich gewinnträchtiger als die deutschen Institute bleibt hingegen die ausländische Konkurrenz wie der weltgrößte Finanzkonzern Citigroup. Dieser verdiente im ersten Quartal knapp 5,3 Mrd. Dollar. Die Citigroup ist unter anderem wegen ihres erfolgreichen Konsumentenkredit- und Kreditkartengeschäfts viel profitabler als die Deutsche Bank.

Kosten "höher als erwartet"

Den Eigenhandel steigerte die Deutsche Bank überraschend stark auf 2,04 (1,78) Mrd. Euro. "Das zeigt, dass die Deutsche überdurchschnittlich von der seltenen Konstellation gleichzeitig steigender Aktien- und Rentenmärkte profitieren konnte", sagte Olaf Kayser von der Landesbank Rheinland-Pfalz. Die Kehrseite der Medaille seien jedoch höhere Bonus-Zahlungen, ergänzte der Analyst. So stiegen die Verwaltungsaufwendungen auf 4,47 (4,38) Mrd. Euro an. "Die Kosten sind höher als erwartet", erläuterte M.M. Warburg-Analyst Jörn Kissenkötter. 63 Prozent der gesamten Aufwendungen seien damit Personalkosten.

Der größte operative Beitrag kam aus dem Provisionsüberschuss, der auf 2,40 (2,31) Mrd. Euro kletterte. Der Zinsüberschuss stieg auf 1,39 (1,31) Mrd. Euro. Darüber hinaus wurde die Vorsorge für faule Kredite im ersten Quartal deutlich um 60 Prozent auf 123 (380) Mio. Euro reduziert.

Im Firmenkundengeschäft und Investmentbanking (CIB) erzielte die Bank dank des günstigen Marktumfeldes einen Vorsteuergewinn von 1,2 Mrd. Euro. Im Auftaktquartal 2003 hatte CIB vor Steuern 1,4 Mrd. Euro Gewinn gemacht, dabei allerdings einen Einmalgewinn von gut 500 Millionen eingestrichen. Im Privatkundengeschäft und der Vermögensverwaltung (PCAM) verdiente die Bank vor Steuern 410 (272) Mio. Euro. Das dazu gehörende Filialgeschäft sei alleine auf 255 (128) Mio. Euro gekommen. Damit scheint das Ziel von einer Milliarde Euro in diesem Bereich für 2004 weiter realistisch.

Im ersten Quartal hat die Deutsche Bank darüber hinaus 12 Millionen - und damit im laufenden Programm insgesamt schon 29,1 Millionen - eigene Aktien zurückgekauft. Die Bank darf einem Beschluss der Hauptversammlung zufolge bis zu 58 Millionen eigene Papiere erwerben. (APA/Reuters/dpa)