Tel Aviv - Der israelische Regierungschef Ariel Sharon schließt im Streit um seinen Plan einer einseitigen Abtrennung von Palästinensergebieten Neuwahlen nicht aus. Sollten die knapp 200.000 Mitglieder seiner Likud-Partei das Vorhaben bei einer Basisabstimmung am Sonntag ablehnen, werde eine Führung des Landes sehr schwer werden, sagte Sharon am Freitagabend dem israelischen Fernsehsender Kanal 2. "Diese Sache wird uns zu Neuwahlen bringen", warnte er seine Partei. Nach Meinungsumfragen gab es weiter keine Mehrheit für das Vorhaben, das auch von US-Präsident George W. Bush unterstützt wird.

Mit einer Serie von Fernsehinterviews wollte Sharon am Freitag in beinahe letzter Minute noch einmal massiv für seinen Plan werben. Dennoch herrscht angesichts der drohenden Ablehnung des Plans bei der israelischen Regierung die Nervosität. "Wir sind besorgt", sagte Sharons Berater Lior Horev im Armeeradio.

Sharon hatte zuvor deutlich machen lassen, dass er den Plan notfalls auch gegen den Willen seiner Likud-Partei verwirklichen wird. In israelischen Zeitungen wurde am Freitag spekuliert, der Regierungschef könne das Kabinett und das Parlament entscheiden lassen, zunächst aber noch vor der Basisabstimmung mit einem Rücktritt drohen. Aus israelischen Regierungskreisen verlautete zudem, dass der US-Präsident seine Unterstützung für den Trennungsplan bei einer Abstimmungsniederlage aufkündigen könnte.

Sharon will eine Räumung von Armeeposten und jüdischen Siedlungen im Gazastreifen mit einem Ausbau von Siedlungsblocks im Westjordanland verknüpfen. Das Projekt soll aber erst nach einer Fertigstellung der umstrittene Sperranlage im Westjordanland begonnen werden. Siedlerverbände und ultrarechte Politiker bekämpfen den Plan und beschuldigen Sharon, Eingeständnisse an die Palästinenser zu machen. (APA/dpa/AP)