Vilnius - Hunderttausende Menschen haben in Vilnius in der Nacht auf Samstag den Beitritt Litauens zur Europäischen Union gefeiert. Etwas mehr als eine Stunde vor dem "Gongschlag EU" waren alle Litauer dazu aufgerufen, für ein paar Minuten alle verfügbaren Lichter aufzudrehen, um das Land auch vom Weltraum aus sichtbar in vollem Glanz erstrahlen zu lassen. Um diesen Moment auch per Satellit verewigen zu können, hatte das National Geophysical Data Center in den USA mit 22.40 Uhr den dafür günstigsten Zeitpunkt errechnet.

Ob es tatsächlich für ein brauchbares Satellitenbild gereicht hat, wussten die Litauer, die auf den Hügeln der Hauptstadt teils aktiv durch das Aufdrehen von Autoscheinwerfern ihre zumindest etwas heller als sonst funkelnde Stadt beleuchteten und bestaunten, in diesem Augenblick noch nicht. Der Satellit "F15", der Litauen zum Titel "The Brightest State in Europe" verhelfen sollte, überflog jedenfalls in diesem Moment in 830 Kilometer Höhe die südlichste der drei Baltenrepubliken.

"We Europe"

Schon davor war es in Vilnius hoch her gegangen. Um 11.00 Uhr eröffneten der litauische Interimspräsident Arturas Paulauskas und Diplomaten der EU-Staaten gemeinsam die Standl-Meile "We Europe" auf dem östlichen Abschnitt der Prachtstraße Gediminio im Zentrum von Vilnius. Darunter befand sich natürlich auch ein Österreich-Zelt - in unmittelbarer Nachbarschaft der Türken, deren Kebap-Schild so knapp neben dem Salzburg-Plakat der Österreicher stand, dass viele Litauer wohl nicht wussten, was dazu wem gehörte. Zu dem Zeitpunkt war die Menge der Menschen auf der Straßen noch einigermaßen überschaubar.

Die Stimmung des Tages fasste der britische Botschafter, Colin Roberts, bei der Eröffnung mit den Worten "Europe is our home. Welcome back, Lithuania" zusammen. Ein kleiner Zwischenfall kurz danach - plötzlich stieg nach einem Knall auf einem der umliegenden Dächer Rauch auf -stellte sich nach einem viel bestaunten Einsatz mit drei großen Feuerwehrautos mitten in der Passantenmenge als harmloser Defekt einer Belüftungsanlage heraus.

Gegen Abend strömten dann immer mehr Schaulustige - Einheimische wie Touristen - über den Gediminio Prospekt ins Zentrum, wo neben der Kathedrale auch ein großes gemischtes Open-Konzert stattfand, bei dem ein bunt-europäisches Programm von Antonin Dvorak bis zu Musik der einstigen Neue Deutsche Welle-Band Trio geboten wurde. Dazwischen kamen die an diesem Tag schwer geforderten Spitzenpolitiker, der die Amtsgeschäfte des Staatspräsidenten führende Paulauskas, der frühere Präsident Valdas Adamkus und Ministerpräsident Arturas Brazauskas zu Wort, die die historische Bedeutung dieses Tages noch einmal unterstrichen. (APA)