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Vor knapp zwei Wochen fand ich die Mitteilung vor, dass mir am 4. Mai der frauen.kunst.preis 2004 überreicht werden sollte. Auf meine Nachfrage ergab sich, dass der Preis von einer ÖVP-Nationalratsabgeordneten ins Leben gerufen wurde und die Preisvergabe durch die Bildungsministerin im Beisein des ersten Nationalratspräsidenten im Rahmen des Parlaments erfolgen sollte; Rahmenbedingungen, die eine Parteinähe des Preises zumindest stark suggerieren. Nun ist zwar das Anliegen dieses Preises eine durchaus begrüßenswerte Sache, ich sehe mich allerdings prinzipiell außerstande, einen so parteinahen Preis entgegenzunehmen, unabhängig davon, um welche Partei es sich handelt.

Beim frauen.kunst.preis, der ja offenkundig mich als kunstschaffende Frau fördern sollte, kommt noch hinzu, dass er von einer Politikerin, nämlich der Bildungsministerin, vergeben wird, deren bisheriges politisches Wirken einem solchen Ansinnen diametral entgegensteht:

In der Universitätspolitik wurden die Frauenförderungs- und Gleichbehandlungsinstrumente als solche beschnitten, die inneruniversitären demokratischen Entscheidungsebenen fast völlig abgeschafft (heutzutage hat man "externe Experten"), der Mittelbau rechtlich, in seinen Ressourcen und in mittelfristigen Anstellungsperspektiven ausgetrocknet; so bleibt den Nachwuchswissenschafterinnen und -wissenschaftern oft wenig mehr als das fluchtartige Verlassen der "Weltklasse-Uni" - ein Punkt, der auch in besonderem Maße Frauen trifft.

Der frauen.kunst.preis wird also von einer Politikerin vergeben, die eine Bildungspolitik zu verantworten hat, die, sofern sie nicht rasch korrigiert wird, in absehbarer Weise zu einem Niedergang der öffentlichen Universitäten führen wird, zu einem Abwandern des wissenschaftlichen Nachwuchses und damit zu einem Verschleudern geistiger Ressourcen: Ich glaube diesbezüglich nicht an Zufall.

Apropos Zufall: Zufällig handelt es sich bei der Bildungsministerin auch um jene Politikerin, die zur sinkenden Geburtenrate anzumerken hatte, man möge sich eben weniger amüsieren und mehr Kinder kriegen (klingt da, nebenbei bemerkt, eine viktorianische Auffassung von den Freuden des Zeugungsaktes für die beteiligte Frau im Stil von "Lay back and think of England" durch?), und die damit die realpolitischen Auswirkungen der von ihr als Regierungsmitglied mitgetragenen so genannten Familienpolitik völlig negiert, die da wären: zu wenig, teure und zeitlich oft zu eingeschränkte Kinderbetreuung; schlechte Rahmenbedingungen für Frauen (und Männer), Berufstätigkeit und Kinder unter einen Hut zu bringen oder zumindest einen beruflichen Wiedereinstieg zu schaffen; niedrige Geburtenraten.

Jammern statt ändern

Da kann man dann natürlich gebetsmühlenartig den Egoismus beklagen - es also im Watzlawickschen Sinne mit einer höheren Dosis desselben versuchen. Ändern wird das aber wenig, solange nicht eine Politik betrieben wird, die tatsächlich Männern und Frauen die Möglichkeit einräumt, Beruf und Elternschaft zu verbinden.

Kurz: Ich fühle mich als berufstätige Mutter, als Frau und als Künstlerin von einer Politik dieses Schlages in keiner Weise vertreten, und ich bin nicht bereit, das Feigenblatt für eine solche Politik abzugeben. Ich sehe mich also - wie schon gesagt - nicht in der Lage, den frauen.kunst.preis 2004 entgegenzunehmen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 3. 5. 2004)