Die skandalösen Bilder von den Folterungen irakischer Gefangener im US-geführten Gefängnis Abu Ghraib westlich von Bagdad strahlten die arabischen TV-Sender Al-Jazeera und Al-Arabija erstmals am Freitag aus. Härte gegenüber Gefangenen und Kriminellen ist im Saddam-geprüften Irak nichts Ungewöhnliches. Doch mit der Einbeziehung sexueller Motive wurde eine Schwelle überschritten.

Nackte Iraker in obszönen Stellungen, in die sie ihre Peiniger gezwungen haben, dazu noch weibliche Soldatinnen, die triumphierend auf die Genitalien ihrer Opfer zeigen - in einer traditionslastigen, prüden, männerdominierten Gesellschaft sind das Szenen aus der tiefsten aller Höllen.

Die Reaktionen sind verheerend. "Sie haben keine Tradition und Werte", meinte der Ingenieur Osama Mohammed, der die US-Invasion vor einem Jahr noch gutgeheißen hatte. "Sie sind Söldner, und sie sind alle schwul", entfuhr es ihm. Der Politiker Mahmoud Othman, Mitglied des US-ernannten Regierungsrates, verlangte gegenüber dem S TANDARD die restlose Aufklärung und die Bestrafung der Schuldigen. (DER STANDARD, Printausgabe, 3.5.2004)