ZUM THEMA

Das Warten hat für Werner Franz ein Ende gefunden
St. Anton - Die WM-Generalprobe in St. Anton war auch am Sonntag fest in österreichischer Hand. Aber abermals war es nicht Hermann Maier, der den Super G gewann, sondern zwei Kärntner: Fritz Strobl und Werner Franz, zwei aus der Abfahrts- Truppe, teilten sich den Sieg in 1:20,72 Minuten brüderlich. Für Werner Franz war es der erste Weltcupsieg überhaupt, Strobl durfte sich nach seinem Triumph in Kitzbühel zum zweiten Mal in dieser Saison und zum insgesamt fünften Mal über Rang eins freuen. Vortagssieger Pepi Strobl musste sich mit Platz elf begnügen und für den "Herminator" blieb nach dem Ausfall vom Vortag "nur" Platz drei. Kein Wunder, dass der überlegene Weltcup-Führende schwer enttäuscht war.
Zehn Kilometer liegen zwischen den Siegern
Im Gegensatz natürlich zu Fritz Strobl und Werner Franz, auch wenn dieses Duo seinem Naturell entsprechend den Erfolg mit "angezogener Handbremse" feierte. Sie sorgten für den erst zweiten Super G-ex aequo-Sieg in der Geschichte des Weltcups nach 1985 in Japan (Daniel Mahrer/Steven Lee) und erst für den dritten auf diesem Niveau überhaupt. In Vail waren Maier und Lasse Kjus im Super G gemeinsam Weltmeister geworden. Doch zwei Läufer, die ein derartiges Naheverhältnis hatten, gab's noch nie als (Weltcup)-Sieger: Nur zehn Kilometer voneinander entfernt wuchsen sie auf, sie sind im gleichen Jahr geboren und waren schon einmal knapp daran, sich einen Sieg zu teilen. In Val d'Isere 1996 führte Werner Franz, ehe ihm Fritz Strobl mit Nummer 43 den Sieg um ganze zwei Hundertstelsekunden noch wegschnappte.
Sieg für die Abfahrts-Truppe
Diesmal war das Timing besser: Werner Franz, der nur bei der letzten Zwischenzeit nicht geführt hatte (da war es Maier), jagte die Bestzeit von Fritz Strobl, der mit Nummer zwei die erste Richtzeit aufgestellt hatte. Erst knapp vor dem Ziel kostete ihn ein Fehler ("Da hatte ich beim Besichtigen Zeitdruck, hab eine Welle übersehen") die alleinige Führung, doch das war dem 27-Jährigen egal. Denn erstmals nach neun zweiten Plätzen kam keiner mehr, der den beiden die Bestzeit entriss. Die Nummernwahl war perfekt, denn gerade ab der Nummer drei wurde die Sicht schlechter und der Wind stärker. Und am Ende stand der erste Super G-Sieg für die Abfahrts-Gruppe seit mehr als fünf Jahren.
Das richtige Glas
"Eines der Geheimnisse war heute sicher das richtige Glas in der Brille, denn das war ausschlaggebend, um genug zu sehen - auch das drittletzte Tor", erklärte Fritz Strobl. "Es taugt mir, dass ich es bin, der den Werner auf dem Siegespodest unterstützen kann." Und Franz war die Erleichterung anzusehen: "Ich habe das Warten gelernt, aber jetzt hat es endlich geklappt." Dabei stellten beide fest, dass ihr Startnummern- Vorteil nicht so groß gewesen war. "Wir haben einfach beide eine gute Fahrt hingelegt, wir hatten nicht weniger Schneefall als die anderen und die Piste war sogar besser als am Samstag", erklärte Franz.
Maier, der "Hosenscheißer"
Maier schüttelte im Ziel den Kopf: "Ich bin furchtbar gefahren, wie ein Hosenscheißer. Ich habe keinen Schwung durchgezogen, nur gebremst. Da hat es mich fast verwundert, dass ich so weit vorne war. Aber ich habe am Start gesehen, dass Stephan Eberharter und Pepi Strobl Riesen-Rückstand hatten und da hab' ich gewusst, dass etwas nicht stimmen kann." Dabei hatte der 27-Jährige den Sieg erst beim drittletzten Tor verschenkt, als er beim Sprung fast zu Sturz gekommen wäre. Der Frust war dementsprechend groß: "Sicher ist man enttäuscht, wenn man in jedem Training um mindestens eine Sekunde voraus ist. Und vor allem weil ich weiß, dass auch heute eine ganz normale Fahrt locker zum Sieg gereicht hätte. Aber 60 Punkte sind auch für mich wichtig." Sein Vorsprung auf den Norweger Kjetil-Andre Aamodt (Platz sieben) in der Weltcup- Gesamtwertung beträgt nun 426 Punkte.
Pepi Strobl weit zurück
Dabei war es Maier noch besser gegangen als dem Sieger vom Vortag, Pepi Strobl. Der musste sogar mit Rang elf vorlieb nehmen, so schlecht war er in den schnellen Disziplinen seit dem Saisonauftakt nicht mehr. "Aber ich habe schon während der Fahrt gewusst, dass das nichts wird. Ich hab' den ersten Hang verhaut, wollte dann riskieren und habe viele Fehler gemacht." Auf die schlechte Sicht redete er sich nicht aus: "Wenn man sauber auf dem Ski steht, ist das kein Problem. Aber so wie ich gefahren bin, hätte ich auch bei Sonnenschein nicht gewonnen!" St. Anton - Ergebnisse vom Weltcup-Super-G der Herren am Sonntag in St. Anton:

1. Fritz Strobl AUT 1:20,72 98.117 km/h

. Werner Franz AUT 1:20,72 +0,00 + 0.00 m

3. Hermann Maier AUT 1:20,98 +0,26 + 7.06 m

4. Fredrik Nyberg SWE 1:21,12 +0,40 + 10.85 m

5. Didier Cuche SUI 1:21,28 +0,56 + 15.16 m

6. Andreas Schifferer AUT 1:21,71 +0,99 + 26.66 m

7. Kjetil-Andre Aamodt NOR 1:21,76 +1,04 + 27.98 m

8. Stephan Eberharter AUT 1:21,84 +1,12 + 30.11 m

9. Marco Büchel LIE 1:21,89 +1,17 + 31.43 m

10. Sebastien Fournier FRA 1:22,05 +1,33 + 35.66 m

11. Josef Strobl AUT 1:22,18 +1,46 + 39.08 m

12. Daron Rahlves USA 1:22,58 +1,86 + 49.55 m

13. Paul Accola SUI 1:22,64 +1,92 + 51.11 m

14. Bjarne Solbakken NOR 1:22,70 +1,98 + 52.67 m

15. Patrik Järbyn SWE 1:22,71 +1,99 + 52.93 m

16. Alessandro Fattori ITA 1:22,88 +2,16 + 57.34 m

17. Jernej Koblar SLO 1:22,98 +2,26 + 59.92 m

18. Christophe Saioni FRA 1:23,21 +2,49 + 65.83 m

19. Rainer Salzgeber AUT 1:23,42 +2,70 + 71.21 m

. Patrice Manuel FRA 1:23,42 +2,70 + 71.21 m

21. Patrick Wirth AUT 1:23,46 +2,74 + 72.23 m

22. Kristian Ghedina ITA 1:23,54 +2,82 + 74.26 m

23. Pierre-Emmanuel Dalcin FRA 1:23,61 +2,89 + 76.04 m

24. Konrad Hari SUI 1:23,70 +2,98 + 78.33 m

25. Max Rauffer GER 1:23,89 +3,17 + 83.13 m

26. Stefan Stankalla GER 1:23,95 +3,23 + 84.65 m

27. Luca Cattaneo ITA 1:23,98 +3,26 + 85.40 m

28. Ivan Bormolini ITA 1:24,02 +3,30 + 86.41 m

. Bruno Kernen SUI 1:24,02 +3,30 + 86.41 m

30. Gregor Sparovec SLO 1:24,34 +3,62 + 94.43 m

Ausgefallen: u.a. Hans Knauss, Christian Mayer, Christian Greber (alle AUT), Steve Locher (SUI)

(APA)