Seinen ersten Tag als designierter Generaldirektor der VA Technologie hat sich Klaus Sernetz wohl anders vorgestellt. Statt eines rauschenden Festes gab es eine - nicht nur für österreichische Verhältnisse - spektakuläre Aktionärsversammlung, in der die vom Aufsichtsrat zuvor einstimmig befürwortete Kapitalerhöhung abgeschmettert wurde. Danach war an Feiern nicht mehr zu denken.

Nun ist taktisches Geschick gefragt, um zwischen zwei einander offenkundig misstrauenden und um die Vormachtstellung kämpfenden Großaktionären die Balance zu halten. "Er ist strategisch sehr gut, er kann das", attestiert Ex-VA-Tech-Finanzchef Helmuth Hamminger, Sernetz' langjähriger Chef und Mentor. Aus dem Mentoring wurde über die Jahre eine Freundschaft, die die Laufbahn des 53-Jährigen prägte.

Keine Ochsentour

Die Ochsentour musste der Sohn eines Gleisdorfer Industriellen in der Verstaatlichten nicht durchmachen - war sein Vater nach dem lukrativen Verkauf des familiären Stahlbaubetriebs Binder & Co (1971) an die damalige Vöest, doch Generaldirektor des steirischen Stahlriesen Alpine. Als solcher führte der "politische Nullgruppler" die (defizitäre) Alpine 1972 in die von Kanzler Bruno Kreisky verordnete "Große Stahllösung" mit der Vöest in Linz.

Auf den Protegé des väterlichen Grandseigneurs sollte der neue VA-Tech-General jedoch nicht reduziert werden. Denn als Klaus "Spitzii" Sernetz nach dem Wirtschaftsstudium in Graz 1977 im Voest-Alpine-Konzern anheuerte, war der Senior längst krankheitshalber pensioniert. Abträglich soll der prominente Name der Karriere seines Zweitgeborenen, die beim späteren Sony-Europa-Chef Otto Zich begann, freilich nicht gewesen sein. Der weitere Weg verlief fast wie in einer von der VA Tech errichteten Gussanlage: 1980 bis 1985 Geschäftsführer der Voest in Rio de Janeiro, danach drei Jahre bei Simmering Graz Pauker, ab 1989 beim Elektrotechnikkonzern ABB. Seinen ersten Sanierungsfall bescherte ihm Hamminger, der Sernetz 1995 in die Elin-Energieanwendung der mittlerweile börse- notierten VA Tech holte.

Es sollte nicht sein letzter sein. Eben hat Noch-General Erich Becker dem zwischenzeitlich zum Chef der (mit Elektro Bau fusionierten) Elin-EBG und in den Konzernvorstand (Infrastruktur) aufgestiegenen Vater von fünf Kindern das Sorgenkind Wassertechnik "umgehängt".

Für den eigenen Nachwuchs - die Jüngsten sind zwei und vier Jahre alt, die drei aus erster Ehe schon erwachsen - bleibt da wenig Zeit. Geschweige denn für Hobbys. Sie müssen einmal mehr hinter einer großen Herausforderung zurückstehen: der Sanierung der VA Tech. Diese muss dem Bruder eines Raiffeisen-Bankers nun ohne Kapitalerhöhung gelingen. (Luise Ungerboeck, Der Standard, Printausgabe, 03.05.2004)