Wien - Knapp zwei Wochen vor dem Eurovisions Song Contest in Istanbul (15. Mai) herrscht bei den Vertretern Österreichs Katzenjammer: Die drei Burschen von Tie Break fühlen sich vom ORF und ihrer Plattenfirma (Warner) "im Stich gelassen". Nach den anfänglichen Vorwürfen, ihr Song "Du bist" sei von Yvonne Catterfield ("Für dich") abgekupfert, gibt es nun eine Klage von Waterloo & Robinson wegen acht Sekunden Überlänge, und in den Medien ist von "Chaos" die Rede. "Wenn wir weiterhin keine Unterstützung kriegen, fragen wir uns, ob es unter diesen Umständen überhaupt sinnvoll ist, nach Istanbul zu fahren", resümiert Band-Mitglied Thomas Elzenbauer (23).

Konten im Minus

Elzenbauer hat wie sein Tiroler Landsmann Stefan di Bernardo (23) durchaus schon Medienerfahrung. Beide waren bereits in der Starmania-Ausscheidung dabei. "Wir hatten die Illusion, dass für den Song Contest ein professioneller Auftritt und eine professionelle Promotion entwickelt wird", erzählt Thomas. Doch die Gruppe hätte sich um das choreografische und stimmliche Coaching selbst kümmern müssen. Da momentan keiner der drei einem regulären Job nachgehen kann, sind ihre Konten nun im Minus. "Wir verstehen nicht, dass wir Österreich vertreten, aber selber dafür zahlen müssen", bestätigt Tommy Pegram aus Dornbirn, mit 19 Jahren der Jüngste im Trio.

Neben Albanien das einzige Land ohne Videoclip

"Wir werden gefragt, warum wir in den Charts so schlecht platziert sind", ärgert sich Thomas und verweist auf die "Riesenlobby", die etwa der deutsche Song Contest-Kandidat Max hinter sich habe. Während man von Tie Break nicht einmal wisse, dass es eine CD gebe, weil keine Promotion dafür gemacht werde. "Und in Istanbul wurde eine DVD präsentiert, auf der sich alle Teilnehmer vorstellen. Da war Österreich neben Albanien das einzige Land, das keinen Videoclip, sondern nur einen Live-Auftritt beigesteuert hat."

ORF: Wir sind nur der TV-Sender und nicht der Plattenboss

Beim ORF sieht man die Situation naturgemäß etwas anders. "Wir haben für die DVD kein Video produziert, sondern ein Porträt, also etwas viel Größeres, das wesentlich wertvoller ist für die Gruppe", betonte ORF-Unterhaltungschef Edgar Böhm. "Die drei werden genauso gut betreut wie frühere Song Contest Teilnehmer. Aber sie haben sehr romantische Vorstellungen von der ganzen Begleitmusik." Allerdings habe der Warner-Manager, der Tie Break engagiert habe, zwei Tage darauf seinen Hut genommen, räumt Böhm ein. "Daher haben sie nicht das Backing, das man braucht. Aber das kann der ORF nicht kompensieren. Wir sind nur der TV-Sender, nicht ihre Ausbildner und nicht ihre Plattenbosse."

Sponsoren und ehrenamtliches Management gefunden

Auch Tie Break gestehen ein, dass sich in den vergangenen Tagen das Blatt etwas gewendet hat. Es hätten sich Sponsoren und ein ehrenamtlich arbeitendes Management gefunden, aber "zwei Wochen vorher ist einfach ein bisschen spät", so Thomas. Trotzdem scheint der Kampf- und Siegeswillen der Gruppe ungebrochen. "Wir sind drei Burschen, die sich nicht unterkriegen lassen", bringt es Stefan auf den Punkt. "Wir sind zufrieden, wenn wir einen perfekten Auftritt hinlegen. Und das erreichen wir auch", ist Stefan sicher. (APA)