Kabul - Nach sechsmonatigen Geheimverhandlungen hat die radikale Islamistenbewegung Hezb-i-Islami (Partei des Islam) am Montag überraschend ihre Unterstützung für die afghanische Regierung von Präsident Hamid Karzai erklärt. Die Bewegung wolle künftig "eine effektive Rolle bei der Herstellung von Frieden" in Afghanistan spielen, hieß es in einer in Kabul veröffentlichten Erklärung.

"Im Rahmen der Verfassung"

Die Schura, der Exekutivrat der Bewegung, habe beschlossen, "im Rahmen der neuen Verfassung" zu arbeiten und dabei mitzuwirken, die Sicherheit im Land zu garantieren. Der gesuchte frühere Hezb-i-Islami-Anführer Gulbuddin Hekmatyar habe mit der Initiative nichts zu tun, sagten Vertreter einer elfköpfigen Delegation der Schura vor Journalisten.

Die Abgesandten teilten mit, sie verträten nicht "ein Individuum", sondern sprächen im Namen ihrer Partei, der Menschen aus ganz Afghanistan angehörten. Schon "seit einiger Zeit" stehe Hezb-i-Islami mit der afghanischen Übergangsregierung in Kontakt, um als "unabhängige, rechtstreue Organisation" am politischen Prozess teilnehmen zu können. Dabei könne die Bewegung eine "positive Rolle durch friedliche, politische, kulturelle und soziale Anstrengungen" bei der Wahl einer afghanischen Regierung spielen. Den Angaben zufolge traf die von dem hochrangigen Vertreter Khalid Faruki angeführte Delegation am Sonntag mit Karzai und anderen Regierungsvertretern zusammen, unter ihnen Verteidigungsminister Mohammed Kasim Fahim.

Mehrere Delegationsmitglieder sagten, sie hätten seit dem Sturz der Taliban-Herrschaft Ende 2001 keinen Kontakt mehr zu Hekmatyar gehabt. Unter seiner Leitung wurde Hezb-i-Islami im Bürgerkrieg von 1992 bis 1996 der politische Arm der Mudschahedin-Bewegung. Allein während dieser Auseinandersetzungen starben zehntausende Menschen. Hekmatyar ließ in dieser Zeit regelmäßig Wohnviertel in Kabul wahllos mit Raketen beschießen. In den vergangenen zwei Jahren soll er sich mehrfach mit El-Kaida-Anführer Osama bin Laden getroffen haben. Die US-Regierung sucht Hekmatyar, der wiederholt zum heiligen Krieg gegen ausländische Soldaten aufrief, als Terroristen. Im September sollen in Afghanistan Parlaments- und Präsidentschaftswahlen stattfinden. (APA/AFP)