Anlässlich des Welttages der Pressefreiheit hat die UNO-Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) den kubanischen Journalisten Raul Rivero Castaneda mit dem Guillermo-Cano-Preis ausgezeichnet. Der 58-jährige Regimekritiker ist derzeit in Haft. "Ich bin zutiefst über die Verhältnisse besorgt, in denen Herr Rivero - er soll krank sein - festgehalten wird", wird UNESCO-Generaldirektor Koichiro Matsuura auf der Homepage seiner Organisation zitiert.

Der Journalist und Dichter Rivero wurde im März vergangenen Jahres gemeinsam mit 74 anderen Kollegen inhaftiert und wegen "Zusammenarbeit mit einer ausländischen Macht" zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt. Die Haftbedingungen werden als miserabel beschrieben. Er muss die Strafe außerdem in einem 500 Kilometer von Havanna entfernten Gefängnis verbüßen, was Verwandtenbesuche erschwert.

Langjährigen Einsatz für unabhängige Berichterstattung

1995 gründete Rivero unabhängige Nachrichtenagentur "Cuba Press". Sie lieferte Artikel über Kuba an ausländische Medien. Er erhalte den UNESCO-Preis für Pressefreiheit für seinen langjährigen Einsatz für unabhängige Berichterstattung - das große Qualitätskriterium im Journalismus, so Matsuura.

In seiner Presseerklärung zum Internationalen Tag der Pressefreiheit betonte der UNESCO-Chef die wichtige Rolle unabhängiger Medien während und nach Konflikten. Die Sicherheit von Menschen könne von verlässlichen Informationen abhängen; die Medien könnten einen Beitrag zu "Wiederaufbau und Versöhnung" leisten. Matssuura stellt auch einen Zusammenhang zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und Pressefreiheit her: "Eine freie Presse ist kein Luxus, der auf bessere Zeiten warten kann; er ist vielmehr Teil des Prozesses, durch den bessere Zeiten hergestellt werden."

Rivero wurde 1945 geboren. Er studierte Journalismus in Havanna und arbeitete für die Nachrichtenagentur "Prensa Latina". Seit er 1988 das staatlich kontrollierte Medium verließ, wurde er bis zu seiner Verhaftung mehrmals verhört und in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Die mit 25.000 US-Dollar (20.926 Euro) dotierte Auszeichnung wurde in Abwesenheit des Preisträgers in Belgrad vergeben. Sie erinnert an den kolumbianischen Journalisten Guillermo Cano, der 1987 nach einer Artikelreihe über Rauschgifthändler in Kolumbien ermordet wurde.

Das International Press Institute (IPI) vergab seinen Freie Medien Pionier-Preis heuer an das Zentralasiatische und Südkaukasische Netzwerk für Meinungsfreiheit (CASCFEN). Sie ist Dachorganisation für Medien aus Aserbaidschan, Georgien, Kirgisien, Tadschikistan und Usbekistan mit Sitz in Baku. CASCFEN operiere in einer Region, die für die "rauhen Einschränkungen" freier und oppositioneller Medien durch die Regierungen bekannt sei, erklärte das IPI in einer Aussendung. (APA)