Larry Page (L) und Sergey Brin

Auf dem Bildschirm hat sie jeder meist mehrmals täglich vor Augen, die Internetsuchmaschine, die die beiden Stanford-Studenten gründeten. Google , ein Wortspiel mit einer Zahl von unvorstellbarer Größe, ist im Englischen ein Alltagswort mit vielen Varianten geworden.

Google-Bomben

Was eine Google-Bombe ist, musste George W. Bush („miserable failure“) ebenso wie Karl-Heinz Grasser erfahren, zu dessen Homepage man auf der Suche nach „völlige Inkompetenz“ gelangt.

Aber wer die beiden „Google-Boys“ sind, wie sie im Silicon Valley genannt werden, ist wenig bekannt. Trotz ihres bestehenden Einflusses und bevorstehenden Reichtums sind Sergey Brin und Larry Page weit gehend private Personen geblieben, die sich der „Seitenblicke“-Gesellschaft fern halten. In den Fotoarchven existieren nur wenige und wenig aufregende Aufnahmen. Ähnlich privat haben sie ihr Unternehmen entwickelt. Details zu ihrem von der Wallstreet sehnsüchtig erwarteten Börsengang wurden bis zuletzt geheim gehalten

„Gegenwärtig arbeite ich bei Google“

Wer nach Brin und Page googelt, bekommt davon einen Eindruck: Ihre Homepages sind weiterhin an der Stanford University geparkt, wo sie sich als Doktoratsstudenten der Computerwissenschaft und mit dem perfekten Understatement „gegenwärtig arbeite ich bei Google“ ausweisen.

Er lebt bescheiden in einem kleinen Apartment und fährt eine Toyota Prius, erzählt Sergey Brins Vater Michael, ein emigrierter sowjetischer Mathematiker, der als Ökonom für die kommunistische Planungsagentur Gosplan mit dem Nachweis beschäftigt war, dass der sowjetische Lebensstandard viel, viel höher als in den USA sei. Brins Mutter Genia arbeitet als Klimatologin bei der Nasa.

Wiederholung einer anderen Stanford-Legende

Wie Brin kommt auch Larry Page aus einer Akademikerfamilie: Vater Carl Victor Page ist Computerwissenschafter, die Mutter arbeitet im Bereich der Informationstechnologie. 1996 lernten Brin und Page einander beim Studium im Gates-Gebäude kennen, das Stanford mit einer Millionenspende von Microsoft errichtet hatte. Die Geschichte klingt wie die Wiederholung einer anderen Stanford-Legende, der Gründung Yahoos durch die Doktoratsstudenten Jerry Yang und David Filo im Jahr davor.

Datamining

Brin und Page entdeckten ein gemeinsames Interesse: Datamining, die Suche nach Stecknadeln im riesigen digitalen Heuhaufen. Und Google war (mehr oder weniger) geboren. In einem Projektpapier, Anatomie einer groß-skalierten hyptertextualen Web-Suchmaschine, beschrieben sie 1998 das Konzept von Google und verwandelten mithilfe von Risikokapital ihr Hobby in eine Firma.

„Nichts Böses tun“

Wie bei anderen Kogründern der Technologiebranche (Bill Gates und Paul Allen, Microsoft; Steve Jobs und Steve Wozniak, Apple) differenzierten sich die Interessen der beiden in den ersten Jahren: Während Page als CEO die Firma bis 2001 führte und zunehmend zur Managementseite tendierte, gilt Brin als der idealistischere der Google-Boys: Er formulierte das Unternehmensprinzip „nichts Böses tun“, das auch im jetzigen Börsenprospekt enthalten ist, und führt die öffentlichen Diskussionen zur Privatsphäre, die manche von Google bedroht sehen.

Meldung

Lange Zeit haben Brin und Page versucht, ihr Unternehmen so privat wie ihr Leben zu führen, um ihre Visionen abseits des Drucks der Finanzmärkte entfalten zu können. Erst jetzt, da Google aufgrund der erreichten Größe ohnedies seine Bilanz der Börsenaufsicht melden musste, entschieden sie sich zum IPO. (Helmut Spudich, DER STANDARD Printausgabe, 4. MAi 2004)