Der Kabelnetzbetreiber Primacom soll nach dem Willen von Vorstand und Aufsichtsrat wegen akuter Insolvenzgefahr seine Vermögenswerte an die Gläubiger verkaufen und anschließend aufgelöst werden.

Die beiden Führungsgremien teilten am Montag in Mainz mit, die Aktionäre sollten diese Beschlüsse auf der Hauptversammlung am 8. Juni fassen. Nur dadurch lasse sich das Überleben der mehr als 40 operativen Einzelgesellschaften sicherstellen. Als Entschädigung würden die Aktionäre eine Barabfindung in Höhe von 25 Cent je Aktie erhalten. "Ein radikaler Schritt"

"Das Primacom-Management weiß, dass das ein radikaler Schritt ist. Aber er ermöglicht, dass das Unternehmen saniert und auf eine tragfähige Grundlage gestellt wird", begründete die Unternehmensführung ihre Absicht. "Denn Tatsache ist, dass das Unternehmen trotz zuletzt guter operativer Ergebnisse nicht in der Lage ist, seine Kreditkosten zu verdienen", hieß es weiter. Eine Alternative zur Auflösung gebe es derzeit nicht und sei auch nicht absehbar, erklärte Finanzvorstand Stefan Schwenkedel.

Im Geschäftsjahr 2003 hatte das im Geregelten Markt notierte Unternehmen einen Reinverlust von 118,1 (Vorjahr 138,3) Millionen Euro erwirtschaftet.

Primacom versorgt über seine Kabelnetze in Deutschland rund eine Million und in den Niederlanden rund 300.000 Haushalte mit Fernseh- und Rundfunkprogrammen. Die Hauptgläubiger, die Investmentgesellschaften Appollo Management und JP Morgan Chase, hatten vor kurzem angekündigt, gegen fünf Mio. Euro in bar alle Vermögenswerte einschließlich Schulden zu übernehmen und auf eine neue Gesellschaft übertragen zu wollen. Dadurch könnten die Geschäfte von Primacom in der unter BK Breitband Kabelnetz Holding firmierenden neuen Gesellschaft zwar fortgeführt werden. Primacom würde im Gegenzug seine operative Basis und damit seinen Geschäftszweck verlieren. (APA/Reuters)