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Salzburg - Mit der Ausstrahlung der Dokumentation "Nicht stillhalten, wenn Unrecht geschieht" ehrt der ORF am Mittwoch (23 Uhr 15, ORF 2) die heute 99-jährige Halleiner Widerstandskämpferin Agnes Primocic. Das titelgebende Zitat stammt aus einem Interview aus dem Jahr 1983.

Der im Jahr 2002 erstmals präsentierte Film von Uwe Bolius und Robert Angst zeichnet anhand von vielen Gesprächen das bewegte Leben der Kommunistin Primocic nach, mit deren Hilfe in den letzten Apriltagen 1945 insgesamt 17 Häftlingen die Flucht aus dem KZ-Außenlager in Hallein gelang. Monate davor verhalf sie bereits Sepp Plieseis zur Flucht. Plieseis begründete die Widerstandsbewegung "Willy", die sich als Partisanengruppe den Nazis in den Bergen des Salzkammergutes entgegenstellte.

Politisiert wurde Primocic schon früh: Als 16-jährige Tabakarbeiterin in Hallein trat sie der Gewerkschaft bei. Zwischen 1934 und 1944 wurde sie insgesamt sechsmal inhaftiert; zuerst vom austrofaschistischen Regime, später von den Schergen der Nazis. Ihr Mann ist im Krieg gefallen. Primocic, die nach der Befreiung von der Naziherrschaft in Hallein Stadträtin wurde, widmete sich bis ins hohe Alter dem Kampf gegen den Rechtsextremismus. Unermüdlich tourte die gelernte Schneiderin durch die Schulen, um anhand ihrer Lebensgeschichte vor Diktatur und Krieg zu warnen.

Die Erinnerungen der Symbolfigur des Salzburger Widerstandes sind - basierend auf den Filminterviews - im Salzburger Akzente-Verlag (herausgegeben von Michaela Zentner) auch in Buchform erschienen. (neu/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4. 5. 2004)