Im Rennen um die zum Verkauf stehende rumänische Ölgesellschaft Petrom erhielt die OMV am Montag Unterstützung von Regierungsseite. Als "in einem fairen und transparenten Verfahren ausgesprochen aussichtsreich" bezeichnete Kanzler Wolfgang Schüssel bei seinem Besuch beim rumänischen Premier Adrian Nastase das Angebot der OMV. Schüssel betonte auch die strategische Bedeutung, die der "Milliardendeal" für die österreichische Mineralölgesellschaft habe.

Etwas zurückhaltender gab sich OMV-Generaldirektor Wolfgang Ruttenstorfer, der wie der frühere OMV-Chef Richard Schenz und der Präsident der Industriellenvereinigung, Peter Mitterbauer, Teil der mitgereisten Wirtschaftsdelegation war: Man habe ein "gutes Angebot" gelegt.

Bereits in der Region vertreten

Aus strategischen Gründen sei der Zuschlag aber nicht entscheidend, da man über eine 25-Prozent-Beteiligung an der ebenfalls rumänischen Rompetrol bereits in der Region vertreten sei.

Der Wert der Petrom liege in ihrem Expansionspotenzial, das bei der Erschließung zukunftsträchtiger Märkte wie der Türkei von entscheidender Bedeutung sei, sagte Ruttenstorfer.

Petrom besitzt Reserven von rund einer Milliarde Fass (je 159 Liter) - zum Vergleich: Die Reserven der OMV belaufen sich auf etwa 410 Mio. Fass. Mit rund 56.000 Mitarbeitern beschäftigt Petrom außerdem zehnmal mehr Menschen als der österreichische Konzern.

Wie viele dieser Arbeitsplätze durch die mögliche Übernahme verloren gehen könnten, wollte Ruttenstorfer am Montag nicht sagen. Die rumänische Regierung habe aber "keinerlei Arbeitsplatzgarantien gefordert". Nachsatz: "Wir agieren allerdings immer mit sozialem Augenmaß, das wird auch diesmal so sein."

Entscheid Ende Juni

Neben der OMV haben noch die ungarische Mol und der US-Konzern Occidental Oil Chancen auf die Petrom-Anteile. Das Angebot der OMV dürfte im Bereich von einer Milliarde Euro liegen.

Dabei werden 33 Prozent direkt erworben, im Zuge einer Kapitalerhöhung steigt die Beteiligung umgehend auf 51 Prozent. Sieben Prozent der Petrom befinden sich an der Börse im Streubesitz.

Die Entscheidung, wer den Zuschlag erhält, fällt nach Auskunft der rumänischen Regierung Ende Juni. Meldungen, wonach der OMV heute, Dienstag, das Recht auf Exklusivverhandlungen eingeräumt werden könnte, dürften sich nicht bestätigen.

Ruttenstorfer: "Ich erwarte keine solche Entscheidung in den nächsten Tagen." Sollte das Angebot der OMV akzeptiert werden, gilt ein Verkauf der Rompetrol-Anteile aus kartellrechtlichen Gründen als wahrscheinlich. (DER STANDARD Printausgabe, 04.05.2004)