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Maria Sibylla Merian
Foto: Archiv

Bis zum 19. Jahrhundert wurden die Leistungen der Begründerin der Entomologie (Insektenforschung) gewürdigt und mehrere Pflanzen- und Insektenarten nach ihr benannt. Doch als ihre ungewöhnliche Biografie dem damals neuen, bürgerlichen Frauenideal widersprach, warfen ihr einige Forscher Ungenauigkeiten vor, die sie auf ihr Geschlecht zurückführten.

Mit ihrem 1679 erschienenes Buch "Der Raupen wunderbare Verwandelung und sonderbare Blumennahrung", das erstmals die Entwicklung von Raupen zu Schmetterlingen mit kunstvollen Illustrationen darstellte, begann ihre wissenschaftliche Laufbahn. Die darin von ihr vorgestellte Einteilung in Tag- und Nachfalter hat noch heute Gültigkeit.

Forschungen im Regenwald

Als sie mit ihren Forschungen in botanischen Gärten und Sammlungen Europas an Grenzen stieß, beschloss sie 1699 eine Schiffsreise nach Surinam/Südamerika anzutreten. Ein zu dieser Zeit beschwerliches und für alleinreisende Frauen gefährliches Unternehmen. Auf den Expeditionen in den Regenwald untersuchte sie exotische Tiere und Pflanzen. Von den IndianerInnen Surinams lernten sie die pflanzlichen Anwendungsmöglichkeiten kennen, u.a. den Abortus bewirkenden Samen der Pflanze Flos pavonis, den die einheimischen Frauen anwendeten, um ihren ungeborenen Kindern das Schicksal von SklavInnen unter den unbarmherzigen Kolonialherren zu ersparen.

An Malaria erkrankt, kehrte sie nach Amsterdam zurück und publizierte 1705 ihr Hauptwerk "De generatione et metamorphosibus insectorum surinamensium". In 60 Illustrationen stellte sie die Fortpflanzung und Metamorphose verschiedener Insekten dar, von denen viele zu jener Zeit in Europa noch völlig unbekannt waren. Mit dieser einzigartigen Veröffentlichung, die mit Begeisterung aufgenommen wurde, erwarb sie sich einen großen Namen als Forscherin und Künstlerin und gilt auch heute noch als die beste Blumen- und Insektenzeichnerin ihrer Zeit.

Finanzielle und geistige Unabhängigkeit

Zeit ihres Lebens war Maria Merian unabhängig. Schon als Ehefrau und Mutter zweier Töchter hatte sie eine Stick- und Malschule für Frauen gegründet und als Designerin von Blumenmustern für Stoffe ihren Lebensunterhalt verdient. 1675 brachte sie ihr erstes "Neues Blumenbuch" mit 36 Farbtafeln heraus, für dessen lebendige Farbwiedergabe sie eine neue Drucktechnik entwickelt hatte. Goethe war begeistert davon: Es "befriedigt die Sinne vollkommen; Blüten und Knospen sprechen zum Auge, und Früchte zum Gaumen".

Nach zwanzig Jahren Ehe trennte sie sich von ihrem Mann, nahm wieder ihren Mädchennamen an und lebte bis zur Forschungsreise nach Surinam vom Verkauf gefärbter Stoffe und selbst produzierter Malfarben. Nach Maria Merians Tod 1717 setzten die Töchter Johanna und Dorothea ihr Lebenswerk fort. (dabu)