London - Zum ersten Mal seit fast zehn Jahren hat ein britischer Oppositionsführer in Umfragen dieselbe Zustimmungsrate erreicht wie Regierungschef Tony Blair. Rund 29 Prozent der Befragten nannten auf die Frage nach ihrem derzeitigen Wunschkandidaten für das Amt des Premierministers den konservativen Parteichef Michael Howard. Genauso viele nannten in der am Dienstag veröffentlichten Umfrage Blair. Seit Blair vor bald zehn Jahren den Vorsitz der Labour-Partei übernommen hat, waren seine persönlichen Werte immer besser als diejenigen des jeweiligen konservativen Gegenkandidaten.

Die Konservativen liegen in Umfragen seit längerem vor Labour. Blairs Popularität galt aber immer als großes Pfund der Regierungspartei. Für die Umfrage wurden in der vergangenen Woche rund 2000 Wähler in ganz Großbritannien befragt.

Für seine Vertrauenswürdigkeit erhielt Blair in der in der Zeitung "Daily Telegraph" veröffentlichten Umfrage einen Wert von minus 39. Im Jahr 1997 hatte er plus 37 erreicht. Die Befragten bewerteten ihn zudem als gefühllos, unentschlossen, ineffektiv und stimmten der Feststellung zu, er höre nicht zu. 63 Prozent der Wähler beurteilten seine Regierungsbilanz als negativ. 25 Prozent stimmten ihr demgegenüber zu. 68 Prozent sagten, unterm Strich glaubten sie nicht daran, dass die Regierung ehrlich sei.

Blair ist vor allem wegen seiner Irak-Politik in die Kritik geraten. Auch sein jüngster Vorstoß, die Briten über die künftige Verfassung der Europäischen Union (EU) abstimmen zu lassen, wurde von seinen Kritikern als Ausdruck von Wankelmütigkeit gewertet. Blair wird am Dienstag den Auftakt für den Wahlkampf seiner Partei zur Europawahl geben. Im kommenden Jahr werden Parlamentswahlen in Großbritannien erwartet. (APA/Reuters)