New York - Der türkisch-zypriotische Premier Mehmet
Ali Talat hat UNO-Generalsekretär Kofi Annan gebeten, bei der
Beendigung der Isolation Nordzyperns zu helfen. Die türkischen
Zyprioten, die mehrheitlich für Annans Wiedervereinigungsplan votiert
hatten, der am griechisch-zypriotischen Nein gescheitert ist,
wünschten sich vor allem Reisefreiheit sowie Wirtschaftskontakte und
ausländische Investitionen, sagte Talat am Dienstag in New York. Eine
offizielle Zusammenarbeit mit den international nicht anerkannten
türkisch-zypriotischen Behörden ist durch Beschluss der Vereinten
Nationen verboten. Die EU hat den türkischen Zyprioten bereits
Unterstützung im Wert von 311 Millionen Dollar (260 Millionen Euro)
zugesagt. Talat wird am Dienstag auch mit US-Außenminister Colin
Powell zusammentreffen.
"de facto"-Anerkennung
Die USA könnten nach Angaben von Regierungsvertretern in
Washington den türkischen Nordteil Zyperns "de facto" anerkennen. Im
Gespräch ist die Eröffnung eines Amerikanischen Instituts, das wie in
Taiwan als Botschaftsersatz fungieren könnte. In EU-Kreisen war
zuletzt von einem "Taiwan-Modell" die Rede - Aufnahme von Handels-,
Wirtschafts-, sozialen und kulturellen Beziehungen ohne
völkerrechtliche Anerkennung des türkischen Separatstaates - , um
eine "Bestrafung" der türkischen Zyprioten nach deren Ja-Votum zu
vermeiden.
Die griechischen Zyprioten hatten den UNO-Plan mit großer Mehrheit
verworfen. Der Plan verwehrt der überwiegenden Mehrheit der nach der
türkischen Invasion 1974 aus dem Norden der Insel vertriebenen
200.000 griechischen Zyprioten die Rückkehr in ihre Heimatorte.
Gleichzeitig sieht der Plan vor, dass ein großer Teil der von der
Türkei angesiedelten 110.000 Festlandtürken auf der Insel bleiben
kann, und räumt der Türkei ein Interventionsrecht ein.
Völkerrechtlich ist ganz Zypern am 1. Mai der Europäischen Union
beigetreten, doch findet das Regelwerk der Union in dem seit 1974 von
der Türkei militärisch besetzten Norden keine Anwendung, obwohl die
türkischen Zyprioten mehrheitlich für den Annan-Plan votiert haben. (APA/AP)