Viele Genetikstudenten der Uni Salzburg suchen sich einen anderen Studienort um ihrer Forschertätigkeit nachzugehen. Der Institutsvorstand Michael Breitenbach spricht gar von einem Phänomen. Gründe dafür sind bessere Infrastrukturen, bessere Bezahlung und die Möglichkeit selbstständig gute Themen zu erforschen.
Redaktion
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Salzburg – „Ehrgeiz war der eigentliche Grund, warum ich von Salzburg
weggegangen bin,“ erklärt der 25 jährige Student Markus Ralser, der vor etwa
zwei Jahren Salzburg verließ, um in Berlin am Max Plank Institut sein Studium zu
bestreiten. Sicherlich sei auch ein Luftwechsel wichtig gewesen und auch der Reiz
der großen Stadt, „doch hauptsächlich ging es mir darum, auf ein Institut zu
kommen, wo es mehr Möglichkeiten zum Forschen gibt und wo ich auch etwas
Geld für meine Arbeit verdiene,“ versucht der Genetikstudent seine Beweggründe
und auch die einiger anderer Studierender zu erläutern.
Auch für Georg Kusstatscher, ebenfalls ein Genetikstudent der Uni Salzburg, war
die Bezahlung eine Bedingung seinen Studienort nach Heidelberg zu verlegen:
„Da ich ein Kind habe und mich mit Studienbeihilfen allein kaum über Wasser
halten kann, bin ich nach Heidelberg gegangen, wo ich zwar nicht viel, aber
immerhin etwas für meine Diplomarbeit verdienen kann. In Salzburg wäre das
leider nicht möglich gewesen. Eine Rechtfertigung für eine angemessene
Bezahlung unserer Forschungsarbeit ist auch jene, dass wir immerhin mehr als 40
Stunden in der Woche im Labor verbringen und so keiner anderen Arbeit
nebenbei nachgehen können.“
"Verlieren unsere besten Studenten"
Der Institutsvorstand der Studienrichtung Genetik, Michael Breitenbach, sieht die
Abwanderung seiner Studenten sowohl positiv als auch negativ: „Für die
Universität Salzburg ist dieses Phänomen sicherlich zunächst negativ, denn wir
verlieren unsere besten Studenten. Erfahrungsgemäß sind es die intelligentesten,
neugierigsten und innovativsten Menschen, die Veränderung suchen.“
Breitenbach ist davon überzeugt, dass dieser Ausfall erst dann behoben werden
könne, wenn umgekehrt auch Studierende anderer Universitäten nach Salzburg
kommen würden. Doch das würde erst der Fall sein, wenn das Institut gute
Themen für Doktorarbeiten böte, schätzt Breitenbach.
Das Institut für Genetik wirkt im Vergleich zu den großen Instituten wie
Psychologie oder Kommunikationswissenschaft fast schon familiär. Kleinere
Forschungsgruppen um einen Assistenten oder Professor erlernen den Umgang
mit ihrem Instrumentarium praktisch im Labor, ihrem späteren Arbeitsplatz. Die
Arbeit in den Kleingruppen sei die wichtigste Voraussetzung für die gute
Grundausbildung, die die Studierenden erhalten, ist sich Breitenbach sicher und
dadurch würde sich auch die starke Bindung zum Institut erklären, die die
abgewanderten Studenten haben, „was eindeutig für das Institut spricht,“ meint
auch Ralser.
Geldmangel verhindert Forschung
Gegen die Abwanderung selbst könne man trotz der vielen positiven
Eigenschaften des Salzburger Genetik Instituts wenig unternehmen. Man könne
sich eigentlich nur wissenschaftlich verbessern, denkt der Institutsvorstand.
Markus Ralser sieht das ähnlich: „Leider muss sich das Institut in Salzburg zuviel
mit Lehre beschäftigen, die Forschung bleibt dabei ein wenig auf der Strecke.
Warum das so ist, ist kein Geheimnis: Das Geld fehlt einfach hinten und vorne.“
(mz)
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