Gespannte Beziehungen
Seit Monaten sind die Beziehungen zwischen Annunziata und dem regierungsfreundlichen Generaldirektor Flavio Cattaneo gespannt. Die RAI-Präsidentin hatte Cattaneo öfters beschuldigt, die Einflussnahme der Regierung auf die Berichterstattung der öffentlich-rechtlichen TV-Anstalt nicht in Schranken zu halten. Vor einigen Wochen hatte Annunziata scharf gegen die häufigen Fernsehauftritte Berlusconis protestiert. "Berlusconi ist überall im Fernsehen zu sehen. Er hat die Grenzen des Anstands überschritten", protestierte Annunziata. Kaum ein Tag vergehe, ohne dass der TV-Tycoon im Fernsehen auftrete oder im Radio zu hören sei.
"Fest im Griff"
Als Mediaset-Eigentümer hat Berlusconi schon seit Jahren die Hälfte des italienischen Fernsehmarktes unter Kontrolle: Ihm gehören die drei privaten landesweiten Networks "Retequattro", "Canale Cinque" und "Italia Uno". "Mittlerweile hat er aber auch die drei RAI-Kanäle derart fest im Griff, dass dort praktisch nichts mehr gegen seinen Willen läuft", bemängeln Oppositionspolitiker seit Monaten. "Der Regierungschef übt ständig Druck auf die RAI aus. Er greift selbst zum Telefonhörer, um Programme und Inhalte zu beeinflussen", empörte sich die RAI-Präsidentin kürzlich.
Symbolisches Gegengewicht
Annunziata gilt nur noch als symbolisches Gegengewicht zu dem längst übermächtig gewordenen Berlusconi. "Meine Aufgabe ist es, Berlusconis Interessenkonflikt (Medienunternehmer versus Regierungschef, Anm.) Grenzen zu setzen", pflegte sie zu sagen. "Ich werde nicht von selbst gehen", hatte Annunziata kürzlich versichert. Nach einem weiteren Streit mit Cattaneo und dem fünfköpfigen Aufsichtsrat scheint sie ihre Meinung nun geändert zu haben.