Paris/London – Die französischen Kleinaktionäre von Eurotunnel haben im April die mehrheitlich britische Direktion weggeputscht. Der neue Vorsteher, Jacques Maillot, ein unorthodoxer Chef eines französischen Reiseunternehmens, will nun bis Juli einen neuen Rettungsplan vorlegen.

Die Situation ist verzweifelt: Wegen enormer Bauschulden von neun Milliarden Euro fallen jährlich Zinsen in der Höhe von 450 Millionen Euro an. Das ist mehr als der Betriebsgewinn von 248 Millionen im Jahr 2003.

Maillot will Fixkosten drastisch senken, die Werbung verbessern und die Maut für die Züge erhöhen. Auch bittet er den französischen und britischen Staat um Finanzhilfe, die Regierungen haben aber bereits abgewunken.

Laut Presseberichten würde der US-Konzern Bechtel als Mitglied des früheren Baukonsortiums eventuell umgerechnet rund 1,4 Milliarden Euro zuschießen, wenn er damit die Kontrolle über Eurotunnel erhielte. Dies wurde aber bisher genauso dementiert wie Meldungen, die französische Eisenbahngesellschaft SNCF könnte einsteigen.

Auch die mehr als 200 Gläubigerbanken wollen das Un^ter^neh^men nicht übernehmen. Möglicherweise wird ihnen Eurotunnel aber 2007 von Gesetzes wegen zufallen, wenn ein erster Schuldenteil fällig wird und die Tunnelbetreiberin Konkurs anmelden muss. (brä, Der Standarde, Printausgabe, 05.05.2004)