Wien - Mit höchst ambitionierten Plänen hat am Dienstag Europas größte Direktbank, die ING DiBa, ihre Geschäfte in Österreich gestartet. Mit vorläufig zwei Hauptprodukten - Spareinlagen und Konsumentenkrediten - will das filiallose Institut, das seine Produkte ausschließlich via Telefon, Internet und Post vertreibt, den österreichschen Markt aufrollen.

Die Basis der Bank beschreibt DiBa-Deutschland- und Österreich-Chef Klaus Oscar Schmidt im Gespräch mit dem STANDARD so: "Keine Filialen, niedrige Kosten, das geben wir an unsere Kunden weiter." Schmidts Pläne: "Bis 2009 wollen wir 250.000 Kunden und Spareinlagen von zwei Mrd. Euro haben." Das Lockangebot: Spareinlagen (ohne Untergrenze) werden mit 2,5 Prozent verzinst, Gebühren fallen nicht an. Kredite sind um nominell 3,9 bis 7,9 Prozent zu haben.

Zwar wolle man den Markt nicht "kannibalisieren", trotzdem empfinden die Direktbanker, die hierzulande durch den Kauf der ehemaligen Quellebank bereits 50.000 Kunden haben, "alle Banken als unsere Konkurrenz". Direktbanken wie die Bawag-Tochter easy bank (100.000 Kunden) lässt der 43-jährige DiBa-Chef nicht gelten: "Das ist nur Onlinebanking unter anderem Namen." BA-CA-Vertriebsvorstand Willbald Cernko zum neuen Mitbewerber: "DiBa hat ein anderes Geschäftsmodell. Sie kommen von der Produkt-, wir von der Kundenseite." Der Erfolg der deutschen Mutter sei jedenfalls "neidlos anzuerkennen". DiBa-Eigentümerin ist der niederländische Finanzriese ING. Die deutsche DiBa hat vier Millionen Kunden, verwaltet Spareinlagen von 40 Mrd. Euro, das Kreditvolumen liegt bei 6,5 Mrd, Euro. Der Gewinn lag bei 36 Mio. Euro. (Renate Graber, Der Standard, Printausgabe, 05.05.2004)