Man hat sie zwar nicht in den Prunkbau der Oper an der Andrássy út eingeladen, sondern in das mit seinen 1400 Plätzen größere, aber auch hässlichere Erkel-Theater. Doch dieses Haus wirkt mit seinem verwitterten Ostflair selbst schon wie ein Teil von Alexander Dodges Parlamentsausstattung.
Verflogene Illusionen und zerstobene Hoffnungen der gerade einmal anderthalb Jahrzehnte währenden neuen Zeitrechnung werden hier wie dort thematisiert. Denn was im Film bislang nur als Komödie halbwegs respektabel gelang und in der Literatur noch auf sich warten lässt, das wagt die Jungregisseurin mit diesem sakrosankten romantischen Wagner-Schaustück.
Sie seziert den jüngsten Wechsel in Mittel- und Osteuropa. Sie zeigt die erstarrte Attitüde des alten Regimes und den Opportunismus der Massen. Sie zeigt die neuen Helden, wie sie sich in Szene setzen und nicht merken, dass sie selbst in Szene gesetzt werden. Und dass Elsa ihre natürliche Oppositionellenskepsis, die sie auch im alten System schon hatte, an der Seite Lohengrins bewahrt.
Das Private wird zur Homestory, und der neue Held hat eben auch seine Vergangenheit. Im stets gehüteten Nie-sollst-du-mich-befragen-Koffer des scheinbar aus dem Nichts nach oben Gespülten, den diese Schwanenrevolution (zu den Originalbildern aus Leipzig und aus Budapest) hier zum Wahlsieger und Exponenten einer neuen Ordnung macht, finden sich am Ende nicht nur eine Krone und ein Zepter, sondern eben auch ein Dossier über die politische Vergangenheit.