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Obwohl der "Erfinder" des Marathonlaufes das Rennen nicht überlebte, hoffen Politik und Medizin beim Stadtmarathon auf nachhaltige gesundheitsfördernde Effekte.

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Die Hauptallee im Prater ist sowieso überlaufen. In Schönbrunn, dem Augarten und anderen größeren Grünanlagen sieht es kaum anders aus. Und wenn einander schon frühmorgens die Läufer und Läuferinnen sogar in Burg- und Volksgarten gegenseitig auf die Fersen steigen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch Bezirksvorsteher per Aussendung ihre Schäflein darauf hinweisen, dass es - wieder einmal - so weit ist und es innerstädtisch zu Straßensperren kommen wird: Der Wienmarathon steht ins Haus.

Übernächsten Sonntag, am 16. Mai, treten (mittlerweile zum 21. Mal) Läuferinnen und Läufer an, um jene 42,195 Kilometer zu Fuß zu absolvieren, die seit den olympischen Spielen von 1908 in London als die authentische Marathondistanz gelten: Um die Ziellinie nahe der Königsloge ziehen zu können, wurde die Strecke so festgelegt. Wie weit genau jener Bote Diomedon, der 490 vor Christus die Nachricht vom Sieg der Athener über die Perser in der Schlacht bei Marathon überbrachte, gelaufen ist, ist nicht auf den Meter genau feststellbar.

Aber auch sonst halten sich Marathonläufer - zum Glück - nur selten all zu dicht an die historische Vorgabe: Schließlich hat Diomedon sein Rennen nicht überlebt. Und genau das Gegenteil - die Erhaltung und Förderung der Gesundheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer - steht heuer im Zentrum des Interesses der Lauf-Organisatoren (siehe nebenstehender Artikel) und der den Lauf massiv unterstützenden Politik.

Vorbildwirkung

Es gehe der Stadt nicht darum, ein Volk von Leistungssportlern heranzuzüchten, erklärt Wiens Sportstadträtin Grete Laska (SP), was zähle sei die hippe Vorbildwirkung, die das volksfestartig inszenierte Laufspektakel haben soll: "Die Leute kommen auf den Geschmack, sich zu bewegen." Es gelte weniger, die ohnehin seit Jahren sportlich aktiven zu erreichen, als vielmehr die große Risikogruppe der Couchpotatoes.

Um diese Menschen von Sofa und TV-Schirm wegzulocken und zu motivieren sei es auch wichtig, klar zu stellen, dass von den 22.000 erwarteten Läufern lediglich 7500 die volle Distanz absolvieren wollen: Unter der Dachmarke "Marathon" sind etliche Kurz-und Mitteldistanzen, die man einzeln oder in Staffeln (1500 werden erwartet) absolvieren kann, zusammen gefasst.

Die Stadt Wien profitiert nicht nur gesundheitspolitisch vom Dauerlauf: Der Lauf beschafft im Tourismus ein Plus von knapp 40.000 Nächtigungen. Die Wertschöpfung aus dem City Marathon betrug 2003 rund zehn Millionen Euro. Nicht eingerechnet ist der Imagewert, den die um die Welt gehenden Bilder einer frühlinghaft-schönen Stadt haben: Der sei, jubelt Karl Seitlinger, Direktor des Wiener Tourismusverbandes, "gar nicht quantifizierbar." (rott/DER STANDARD; Printausgabe, 5.5.2004)