Karpinski, die vergangene Woche von ihrem Posten enthoben wurde, hatte im Irak 3400 Reservisten und Mitglieder der US-Nationalgarde unter ihrem Kommando. Sie weist weiter darauf hin, dass die der Folterung und Misshandlung angeklagten Soldaten auf Geheiß des militärischen Geheimdienstes agiert hätten: Die Soldaten seien nicht "eines Tages aufgewacht und hätten sich von selbst entschieden, das zu tun".
Die 50-jährige Janis Karpinski nahm ihre Arbeit im Irak vergangenen Juni auf und besuchte alle Gefängnisse in regelmäßigen Abständen. Das Abu-Ghraib-Gefängnis unter Saddam Hussein beschrieb sie vor Bekanntwerden der Misshandlungen als eine Stätte der "Einschüchterung und Folter" - sie konnte nicht ahnen, wie prophetisch ihre Worte heute klingen würden.
"Ich liebe meine Soldaten", erklärte sie - eine Aussage, die von vielen ihrer Untergebenen bestätigt wird: "Sie ist wirklich mitfühlend", sagte Sergeant Philip J. May Ende vergangenen Jahres. "Sie redet nicht nur, sie handelt auch."
Janis Karpinski wollte schon im Alter von fünf Jahren zum Militär: Eines Sommers reihte sie ihre Puppen auf und behängte sie mit "U.S. Army"-Schildern. Im Laufe eines Vierteljahrhunderts im Militärdienst absolvierte sie mehr als 100 Fallschirmabsprünge, erhielt eine hohe militärische Auszeichnung, den Bronze Star, diente während des ersten Golfkriegs in Saudi-Arabien und wurde 1987 von der regulären Armee zur Reserve versetzt, wo sie weiterhin Geheimdienst- und Militärpolizeiaktivitäten sowohl in den USA als auch im Nahen Osten ausübte.